Im Moment gibt es keine Highlights. Ich könnte darüber schreiben, wie schön das Wetter ist und dass die Cabriolet-Saison begonnen hat. Oder dass man draussen Leute mit dicken Daunenjacken und Kappen neben Leuten mit kurzen Hosen und nackten Beinen sieht. Das alles interessiert im Moment jedoch keinen. Es ist Krieg, und das ist schrecklich. Ich mag hier jedoch keinen weinerlichen Betroffenheits-Text veröffentlichen, schliesslich leben wir in der Schweiz und in Sicherheit.
Deshalb möchte ich mich am Beitrag eines Satire-Magazins bedienen und 10 Fragen zum Krieg in der Ukraine beantworten, frei nach «Der Postillon».
Warum hat Putin die Ukraine angegriffen?
Laut der Rede Putins vom Montag war Russland zum Einmarsch gezwungen, weil die NATO immer näher rückt, die Ukraine nach Atombomben strebt, die Führung der Ukraine aus drogensüchtigen Nazis besteht und die Ukraine ja überhaupt eigentlich gar kein Land ist. Es könnte aber auch einfach sein, dass Putin ein größenwahnsinniges A******** ist, das lediglich alberne Vorwände aufzählt, um sein Reich zu erweitern.
Besteht die Regierung der Ukraine wirklich aus Nazis, wie Putin sagt?
Nein. Typisches Nazi-Verhalten sieht eher so aus, dass ein nicht demokratisch legitimierter Führer in ein Nachbarland unter einem fadenscheinigen Vorwand einmarschiert und versucht, es mit Gewalt ans eigene Reich anzuschließen.
Ist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirklich drogenabhängig, wie Putin sagt?
Nein. Typisches Verhalten unter Drogeneinfluss sieht eher so aus, dass man sich vollkommen überschätzt, mitunter aggressiv wird und im Wahn Dinge tut, die klar denkenden Menschen niemals in den Sinn kommen würden. Wie zum Beispiel in ein demokratisches Nachbarland einzumarschieren und der eigenen Bevölkerung und den eigenen Truppen weis zu machen, es handle sich dabei lediglich um ein Militärmanöver. («Huch, da fliegt ja scharfe Munition?!»)
Hat die NATO Russland wirklich eingekreist, wie Putin sagt?
Nun, einkreisen hat wohl eine andere Bedeutung für Putin, als jetzt gerade für Kiew. Sagen wir mal annähern. Entgegen diverser Versprechen des Westens zu Zeiten des Zerfalls der Sowjetunion hat sich die NATO ostwärts ausgedehnt. Das hat die Angst bei den neuen Mitgliederstaaten vor einem Überfall Russlands geschürt. Dies war insofern unbegründet, weil genau das dem Nicht-NATO-Mitglied Ukraine jetzt passiert.
Macht die Schweizer Regierung bei den EU-Sanktionen mit?
Auf neutrale Art und Weise: Ja, schon noch so.
Hat Russland der Schweiz den Rang als Diktatur abgelaufen?
Nein, denn Russland ist gar keine Diktatur. Die Schweiz wurde dann zur Diktatur, als eine Minderheit der Schweizer Bevölkerung den demokratisch gewählten Bundesrat und dessen vom Volk gewählte Massnahmen als Diktatur bezeichnete und zwar offen in den Medien und an unbewilligten Demonstrationen. In Russland kann so etwas nicht passieren.
Darf Putin selbst noch in Europa einreisen?
Ja, allerdings nur noch nach Den Haag.
Wie ist die Lage militärisch einzuschätzen?
Dazu befragt man am besten eine der zahlreichen Social Media Plattformen, in denen Freunde und Follower plötzlich Truppenbewegungen, Manöver und Waffensysteme in Echtzeit kommentieren und analysieren, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Alternativ kann man Militärexperten auf Twitter folgen, die noch vor einer Woche Pandemieexperten waren.
Wird das Benzin teurer?
Kann hier vielleicht EINMAL nicht ans Auto gedacht werden?
Wird es einen Atomkrieg geben?
Definitiv nein. Das sagen wir voller Selbstbewusstsein, denn falls wir nicht Recht haben sollten, kann uns das eh niemand mehr nachtragen.
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Originaltext: Krieg in der Ukraine: Die wichtigsten Fragen und Antworten