Luba Schönig und Tonia Zimmermann von UMushrooom
Luba Schönig und Tonia Zimmermann von UMushrooom

Dr. Luba Schönig und Tonia Zimmermann – Gründerinnen UMushroom

Die beiden ehemaligen Bankerinnen Luba Schönig und Tonia Zimmermann haben vor drei Jahren mit UMushroom eine einzigartige Investment Selection Plattform gegründet, die es jedem einzelnen von uns erlaubt, Investmententscheidungen auch ohne Banker zu fällen. Ihre Grundhypothese basierte von Anfang darauf, dass Bankkunden zunehmend das Vertrauen in die Banken und ihre Anlageberater verlieren. Der Zusammenbruch der Silikon Valley Bank und der Untergang der Credit Suisse pointieren aktuell ihre Annahmen, weshalb wir die beiden Unternehmerinnen im Interview danach gefragt haben, wie sie die Entwicklung beurteilen und welche Rolle UMushroom dabei einnimmt.

Dr. Luba Schönig und Tonia Zimmermann sind beide Ex-Bankerinnen. Auf ihrem Track Record stehen Lehman Brothers, Julius Baer, J.P. Morgan, Goldman Sachs und nicht zuletzt Credit Suisse – zusammengefasst über 40 Jahre Branchenkenntnis in Financial Services. Vor drei Jahren haben sich die beiden zusammengetan und entschieden, ihrer inneren Überzeugung zu folgen und UMushroom zu gründen. Hinter dem Titel steckt nicht in etwa ein Online Dealer für halluzinogene Substanzen, sondern eine sog. Investment Selection Platform, die es Anlegern erlaubt, sich umfassend hinsichtlich diverser Anlageprodukte zu informieren. Umgesetzt haben die beiden ihre Lösung in Rekordzeit. Heute geht ihre Vision bereits weiter. Schönig und Zimmermann sind daran, eine weitreichende Knowledge Base zu etablieren, die es jedermann und -frau ermöglichen wird, das notwendige Wissen um Finanzprodukte aufzubauen und Anlageentscheidungen bewusst selbst zu fällen. Bewusst deshalb, weil auch Cash-Positionen ihrer Meinung nach eine Anlageentscheidung sind. «Man kann nicht nicht investiert sein», so Schönig.

«Kunden unter 3-5 Mio. Sfr. Anlagevermögen werden von ihrer Bank nicht beraten»

Ihre Hypothese für die Gründung von UMushroom basierte von Anfang an auf der Annahme, dass das Vertrauen in den Bankensektor rückläufig ist und Kunden unter einem gewissen Schwellwert, und da sprechen sie von CHF 3-5 Millionen Anlagevermögen, nicht ausreichend beraten werden. Und falls doch, dann häufig «biased» – also eher im Interesse der Bank als der Kunden, sprich mit Standardanlageprodukten. «Schuld» daran sind in ihren Augen nicht die Banken. Vielmehr geht es ihnen darum, Anleger dazu zu motivieren, in die Eigenverantwortung zu kommen, was so viel heisst wie zumindest ein Basiswissen um Finanzen aufzubauen und zu lernen. Die dafür notwendige «Infrastruktur» mitsamt Podcasts, Trainings und Übungsplattform stellen Schönig und Zimmermann mit UMushroom bereit.

Im Interview haben uns die beiden Finanzexpertinnen ihre Sichtweise zu den aktuellen Geschehnissen mitgeteilt und welchen Nutzen UMushroom Anlegern bietet.

Die Geschehnisse vom letzten Wochenende haben viele von uns überrascht, um nicht zu sagen schockiert. Wie haben Sie die Situation wahrgenommen? Waren Sie auch überrascht?

Überrascht nein, ganz und gar nicht. Schockiert ja. Wir beide haben eine CS-Vergangenheit und da sind natürlich auch Emotionen im Spiel. Doch wenn man sich die letzten 15 Jahre anschaut, dann konnte man beobachten, dass es viele kulturelle Challenges gab und Business Entscheidungen mit Risiken gefällt wurden, die am Speck geknabbert haben. Im September 2022 konnte man auch beobachten, wie die Aktie der Credit Suisse sehr schnell viel an Wert verloren hat. Das war für uns bereits eine Art Déjà-vu von Lehman.

Was uns auch schockiert, ist, dass sich in den letzten Jahren und auch heute niemand zu erinnern scheint, dass die Bank immerhin eine 167-jährige Geschichte hat. Es wird nur über Gewinnmaximierung und Boni gesprochen. Das hat leider nicht viel mit der Gründeridee von Alfred Escher zu tun, der zwar auch die Finanzierung eines risikobehafteten Sektors vorantrieb, dies aber mit Innovationsgeist und einer inneren Überzeugung einhergingen. Zuletzt wurde die Mentalität gelebt, dass Gewinne privatisiert werden und Verluste von den Steuerzahlern getragen werden können.

Viele fragen sich, wie ist das möglich? Haben die Aufsichtsbehörden und die Regierungsräte nichts aus der Situation im 2008 mit UBS gelernt?

Die Situation heute ist eine andere. Die erforderlichen Kennzahlen und Auflagen wurden von der Credit Suisse bis kurz vor dem Kollaps alle erfüllt. Die Situation hat dann schliesslich in unglaublich kurzer Zeit an Dringlichkeit gewonnen, als der Vertrauensverlust eintrat und plötzlich pro Tage 10 Mia. Sfr. abgezogen wurden. Die Bank stand wirtschaftlich an sich auf soliden Füssen, aber hat ihr Vertrauen verspielt und das war fatal. Das Vertrauen ist das grösste Kapital einer Bank und so wurde die Credit Suisse schlussendlich ein Opfer von einem Bank Run.

Hat die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS eine Chance auf Erfolg?

Wir hoffen es! Die Integration wird aber auch eine grosse Herausforderung werden. Zunächst entstehen auch viele Kosten: für die rechtliche Integration, operationelle und personelle Kosten. Es müssen immerhin auch zwei recht unterschiedliche Kulturen zusammengebracht werden. Die Credit Suisse agierte aus unserer Sicht eher unternehmerisch und bottom-up versus UBS, deren Kultur sich eher top-down verhält. Auch operativ die Geschäfte zusammenzubringen wird eine grosse Herausforderung. Und systemrelevant wird das Gebilde natürlich «big time». Fast schon amüsant, wenn man heute darüber nachdenkt, wie 1987 darüber debattiert wurde, ob die UBS aus der Fusion der Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG) mit dem Schweizerische Bankverein (SBV) wettbewerbstechnisch bereits zu gross sei. Last but not least hat die UBS mit der Übernahme jetzt sehr günstig Business erstanden. Wenn die Integration gelingt, ist es auch eine grosse Chance.

Wie geht es weiter? Ist das erst der Anfang einer (internationalen) Finanzkrise?

Das glauben wir nicht. Diverse internationale Zentralbanken haben Liquidität zugesichert, damit das Bankensystem nicht ins Schwanken gerät. Gleichzeitig ist das Finanzsystem derzeit extrem geleveraged und reagiert auch sehr sensitiv. Wenn das System das nicht verdauen kann, dann wird auch wieder mehr Liquidität ins System gegeben, was wiederum im Einklang mit tieferen Zinsen steht und Auswirkungen auf die Inflation hat. So kann auch ein Teufelskreis entstehen und wir landen in einer Schachmattsituation.

Was raten Sie den Anlegern?

Unserer Meinung nach sollte sich jeder das notwendige Grundwissen anschaffen. Zu oft wird die Verantwortung für die Finanzressourcen vor allem in unserer Generation an die Banken bzw. deren Berater und Beraterinnen delegiert. Was die Krise nun sichtbar macht, und das ist das Gute daran, ist die Wichtigkeit einer Finanzausbildung. Wir sind der Ansicht, dass sich jeder gewisse Fragen selbst stellen sollte: Was ist eure Bilanz? Bei wem habt ihr die Liquidität, bei wem habt ihr die dritte Säule, bei wem habt ihr die Freizügigkeit, was passiert in welchem Fall, etc.. Wir raten dazu, die Verantwortung wieder selbst zu übernehmen.

Und wo kann ich als Anleger das Wissen dafür beziehen?

Genau dies ist unser Angebot bei UMushroom. Bereits bestehend können Anleger sich auf unserer Plattform hinsichtlich zahlreicher Anlagemöglichkeiten informieren. Darüber hinaus können die Mitglieder bei uns ein virtuelles Portfolio anlegen und sozusagen Trockenübungen machen, also Trainieren. Das ist wichtig, um zu lernen. Zuerst üben, dann geht’s los.

Dazu kommt, dass wir Interessierten an einer Position, sagen wir beispielsweise an einer Apple Aktie, nebst der Bewertung durch Analysten, ein UMushroom Rating aus unserer Community und ein Social Media Sentiment anzeigen. Das UMushroom Community Rating setzt sich aus der Meinung unserer Mitglieder zusammen – ähnlich wie eine Restaurantbewertung bei Tripadvisor. Für das Social Media Sentiment beziehen wir Sentifi. Dies gibt Auskunft darüber, wie ein Titel in den professionellen sozialen Medien und der Presse aufgefasst wird. Und das ist bei UMushroom einzigartig.

Diese zusätzlichen Bewertungsparameter erachten wir als wichtig und spannend. Warum? Nehmen wir die Apple Aktie als Beispiel, da haben wir aktuell 38 Bewertungen aus unserer Community. Dem stehen oft nur wenige Meinungen von Analysten gegenüber; manchmal sind es nur zwei, die ihre Bewertung abgeben und zum Teil im Interesse der Banken handeln (müssen). Dazu kommt manchmal wissen gewisse User auch mehr über eine Aktie als die Analysten.

Wer repräsentiert die Community bei UMushroom?

Aktuell setzt sich die Community aus 3’500 Usern zusammen und wächst kontinuierlich über alle Altersklassen verteilt. Grob gesagt sind circa 50% Young Adults bis 30 Jahre und 50% über 30 Jahre. Geschlechtermässig haben wir interessanterweise eine gute Balance.

Was bringt die Zukunft bei UMushroom?

Wir sind daran unser Angebot weiter auszubauen. Der Fokus liegt dabei auf dem Thema Beratung. Unser Ziel ist es, den Usern alle Tools an die Hand zu geben, damit sie sich selbständig um ihre Finanzen kümmern können. Dazu haben wir vor zwei Wochen mit dem ersten Podcast gestartet: «What your bank doesn’t tell you.» Und im April wird unsere UMushroom University lanciert, die mit einer Serie von Videos startet, in denen es um Geld und Instrumente geht. Wir denken, die wenigsten wissen, was Geld wirklich ist und klären darüber auf. Dann geht es darum die Instrumente zu erklären und wie man ein Portfolio aufbaut.

Pin It on Pinterest