Carlos Leal sitzend in einem Microlino

Carlos Leal – Schauspieler, Rapper und Fotograf

Carlos Leal ist ein Multitalent. Der ehemalige Rapper und Lead Sänger der Hip Hop Band «Sens Unik» ist einer der erfolgreichsten Schweizer Schauspieler. Er wurde mehrfach ausgezeichnet für die Hauptrolle im Liebesdrama «Snow White» und spielt in Hollywood Seite an Seite mit Al Pacino, Mel Gibson und Anne Hathaway. Nebenbei hat er die Fotografie für sich entdeckt. Aktuell sind einige seiner Werke im The Cube im Sihlcity in Zürich ausgestellt, wo sich für uns die Gelegenheit zu einem Interview bot.

Sie haben die Fotografie für sich in der Pandemie, während des Lockdown entdeckt. Andere begannen zu Stricken oder Brot zu backen. Welche Bedeutung hat die Fotografie für Sie gewonnen?

Ich liebte es schon immer zu fotografieren und habe auch schon vor Covid fotografiert. Die Auszeit, die sich mir als Schauspieler aufgrund von Covid bot, erlaubte es mir, meiner Passion nachzugehen und mich darin zu vertiefen. Die Fotografie ist meine grosse Leidenschaft. Sie bedeutet mir sehr viel. Ich liebe es, allein durch die Strassen zu gehen, dabei komplett unabhängig zu sein und offen zu sein für das, was kommt.

Was macht die Fotografie für Sie so besonders?

Fotografieren hat für mich etwas Magisches: Eine Microsekunde in Raum und Zeit aufzunehmen, aus der eine Momentaufnahme entsteht, die immer auch eine Geschichte erzählt, die man so wiederum mit anderen teilen kann, das fasziniert mich.

Fearless by Carlos Leal
Fearless by © Carlos Leal

Bei der Aufnahme von «Fearless» war ich zum Beispiel gerade mit meiner Tochter im Auto auf dem Rückweg vom Kino, wo wir Encanto schauten. Auch so typisch für L.A.: alle fahren mit dem Auto; zu Fuss unterwegs sind nur Obdachlose. Da sah ich am Strassenrand Rauch aufsteigen. Es war der Rauch von Kleidern, die von Obdachlosen verbrannt wurden. Daneben ein Gebäude, auf dem der Schriftzug «Fearless» in grossen Lettern prangt. Ich nahm die nächste Ausfahrt, um den Moment festzuhalten und war gerade noch rechtzeitig, bevor die Feuerwehr kam. 30 Sekunden später war der Brand gelöscht. Das Gebäude, so stellte sich später heraus, ist eine Kirche. L.A. hat eben auch eine andere Seite jenseits von Hollywood – die nicht Glamouröse, die mich als ex Rapper interessiert.

Gleichzeitig habe ich durch die Fotografie auch Schönes in L.A. entdeckt.

Könnten Sie sich vorstellen eines Tages die Schauspielerei zu beenden und nur noch zu fotografieren?

Nein. Es gibt für mich keinen Grund, mit der Schauspielerei aufzuhören. In letzter Zeit habe ich auch viel gedreht. Das ist mein Beruf. Aber als Schauspieler hat man auch immer wieder Zeit, wenn man gerade nicht am Set ist, und die nutze ich für die Fotografie. Die Fotografie ist für mich eine Ergänzung. Schauspieler zu sein heisst immer auch etwas vorzutäuschen, das nicht real ist. Als Fotograf befasse ich mich mit der Realität. Die Fotografie lehrt mich hinzuschauen. Auf die schönen und weniger schönen Seiten und vor allem die Realität.

Viele grosse Fotografen sind oder waren Kriegsfotografen. Wäre das für Sie jemals vorstellbar?

Ich werde bestimmt kein Kriegsfotograf. Das ist sicher. Ich bin 53 und habe eine Familie mit zwei Kindern. Sie sind 6 und 14 Jahre alt. Das würde keinen Sinn machen. Für mich als Fotograf ist es wichtig, eine Geschichte zu erzählen. Ich sehe mich mit meiner Fotografie eher als «Urban Journalist». Es ist wie als Rapper – einfach in einer anderen Form.

Was gefällt Ihnen an Zürich? Haben Sie einen besonderen Ort, den Sie immer wieder aufsuchen, wenn Sie hier sind?

Ich finde Zürich sehr interessant, reich an Kunst und Kultur. Es hat viele Intellektuelle und Künstler hier. Und viel Geld, aber das wird nicht so offensichtlich gezeigt. Mir gefallen viele Orte hier, die ich immer wieder besuche: die Bildhalle, die Europaallee und die Langstrasse. Meist wechsle ich jedoch die Orte, an denen ich mich aufhalte. Doch was ich so gut wie jedes Mal In Zürich mache, ist mir ein «Délice au beurre» bei Sprüngli zu kaufen. Die liebe ich.

Wie lange ist Ihre Ausstellung im The Cube im Sihlcity zu sehen?

Die Fotografien sind noch bis zum 31. Oktober 2022 hier im The Cube im Sihlcity Zürich ausgestellt.

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