Die Pandemie hat der Gastronomie viel abverlangt. Jetzt können die Restaurants wieder ohne Maske und Zertifikat besucht werden. Wir präsentieren fünf Lokale, die einen Besuch besonders lohnen und sich mit einer vorzüglichen Weinkarte empfehlen.
Die Corona-Krise der letzten zwei Jahre hat keine Branche so stark gebeutelt wie die Gastronomie. Die Restaurants mussten monatelang dichtmachen. Dann war der Besuch zeitweise nur mit dem Covid-Zertifikat möglich. Jetzt scheint ein grosses Stück Normalität einzukehren, denn seit kurzem können die Lokale wieder ohne Maske betreten werden. Auch Ungeimpfte haben wieder Zutritt. Offen ist allerdings, wie die Gäste auf die neue Situation reagieren werden.
Nach langem Verzicht ist es jedenfalls wieder möglich, sich auswärts etwas Besonderes zu gönnen. Ein Besuch wird zu einem noch grösseren Genuss, wenn neben schmackhaften Gerichten auch die Weinkarte mit ausgewählten Positionen und Trouvaillen punkten kann. Wir haben fünf kürzlich besuchte Restaurants ausgewählt, in denen Weinfreaks voll auf ihre Rechnung kommen.
Restaurant Wunderbrunnen, Opfikon ZH
Der Gang an den Stadtrand von Zürich lohnt sich. Denn im idyllischen Dorfkern von Opfikon liegt das Restaurant Wunderbrunnen, ein gediegener Ort in entspannter Atmosphäre. Die gutbürgerliche Küche kommt ohne Schnickschnack aus und punktet mit frischen, saisonalen Produkten, oft aus der nahen Region stammend. Die Weinkarte, vielmehr die «Weinbibel», listet über 5000 verschiedene Positionen aus aller Welt auf. Einzigartig und unerreicht: Rund 130 edle Tropfen werden glasweise ausgeschenkt, darunter meine Favoriten wie der spanische Rioja Vina Tondonia Reserva 2007 von der Bodegas Lopez de Heredia (Fr. 11.70 je dl) oder verschiedene Jahrgänge des Schweizer Kult-Pinots noir von Daniel und Martha Gantenbein aus der Bündner Herrschaft (23 Franken) Nicht ganz günstig, aber wo sonst kann man solche Weine geniessen?
Hotel Florhof, Zürich
In der Nähe des Kunsthauses befindet sich etwas versteckt das Boutique-Hotel Florhof. Im Restaurant werden in gepflegtem Rahmen kreative und schmackhafte Gerichte von sehr hoher Qualität serviert. Auch die klug zusammengestellte Weinkarte lässt keine Wünsche offen. Der Schwerpunkt liegt in Europa, mit einem Schwerpunkt aus Frankreich, Italien und der Schweiz. Gut ein Dutzend Weine werden glasweise ausgeschenkt, etwa der elegante Pinot noir Vully 2019 des Guts Cru de l’Hôpital aus der Drei-Seen-Region (10 Fr. je dl). Wer nicht fündig wird, kann aus zahlreichen halben Flaschen auswählen. Wer mehr mag, entscheidet sich vielleicht für den frischen, mineralischen Weisswein St. Aubin le Banc 2017 von Pierre-Yves Colin Morey aus dem Burgund (105 Fr.). Bei den Roten sind der Chianti Classico Gran Selezione 2017 von Castello Fonterutoli aus der Toskana (102 Fr.) oder der Rioja Reserve 2017 der Bodegas Muga (78 Fr.) eine gute Wahl.
Restaurant zum Alten Löwen, Zürich
Die Quartierbeiz am Rigiplatz ist ein unkomplizierter Ort, um sich wohl zu fühlen und sich kulinarisch verwöhnen zu lassen. Hier wird eine regionale, unaufgeregte, gutbürgerliche Tafelkultur gepflegt, die erfreulicherweise ohne Convenience-Produkte auskommt. Eine Trouvaille und mehr als Entdeckung wert ist die Weinkarte, die mit edlen Tropfen zu grösstenteils unschlagbaren Preisen aufwartet. Beispiele gefällig? Bei den Weissen geniesst man etwa den Chardonnay 2018 des Aargauer Winzers Tom Litwan (77 Fr.) oder den weissen Burgunder Chassagne-Montrachet Les Baudines 1er Cru 2017 der Domaine Morey (90 Fr.). Breit und schön ist die Bordeaux-Auswahl. Château Léoville-Barton 2008 aus dem St. Julien gibt es für faire 130 Fr., den Cru bourgeois Château Cambon la Pelouse 2005 für 73 Fr. Rund ein Dutzend Weine werden glasweise ausgeschenkt.
Enoteca Riviera, Zürich
Im Seefeld ist dieses sympathische Restaurant eine der ersten Adressen für italienische Küche. Namentlich die verschiedenen Pasta-Gerichte sind eine Versuchung wert. Die riesige Weinkarte bietet für jeden Geschmack etwas Genussvolles, wobei der Fokus logischerweise auf italienischen Gewächsen liegt. Aber auch Schweizer, französische, österreichische und deutsche Crus kommen zum Zug. Angesichts der tollen Selektion hat man die Qual der Wahl. Zu empfehlen sind beispielsweise der Barolo 2013 des Piemonteser Guts Borgogno (85 Fr.) oder der Fontalloro 2016 des Toskaner Spitzenguts Felsina (85 Fr.). Wer „fremd“ geht, wählt den eleganten Pinot noir Classic 2017 von Annatina Pelizzatti aus der Bündner Herrschaft (61 Fr.). Schöne Auswahl an Weinen im Offenausschank.
Restaurant Fahr, Künten AG
Abgelegen, dafür in reizvoller Umgebung, liegt das Restaurant Fahr, das im Kanton Aargau mit 16 Punkten das höchst bewertete Lokal im Führer „Gault Millau“ ist. Zu recht. Der Weg dorthin ist jeden Aufwand wert, denn die kreative, regionale Küche mit globalen Einflüssen und auserlesenen Produkten begeistert. Das Gastgeber-Ehepaar ist Weinliebhaber. Und das merkt man der Weinkarte an, die rund 500 verschiedene Positionen zählt. Jüngere Jahrgänge gewisser Gewächse werden bewusst zurückgehalten. Beeindruckend ist die Auswahl an deutschen Gewächsen. Jeden Schluck wert ist etwa der Riesling Kirchspiel Grosses Gewächs 2019 des Weinguts Wittmann aus Rheinhessen (105 Fr.). Frankophile kommen mit dem Mâcon-Verzé 2016 der Domaine Leflaive aus dem Burgund in den Genuss eines frischen, preiswerten Chardonnay (69 Fr.). In Sachen Rot könnte man ein einheimisches Gewächs berücksichtigen, den feinen Pinot noir Kloster Sion Réserve 2018 des Weinguts zum Sternen aus Würenlingen (75 Fr.). Aus dem grossen Italien-Angebot ragt der Cabernet Sauvignon Cor Römiberg 2015 des Südtiroler Spitzenweinguts Alois Lageder hervor (108 Fr.).