Gilbert Fisch

Gilbert Fisch – Gründer «Summits4Hope»

Hochmotiviert, energetisch und voller Freude sitzt Gilbert Fisch, der 14-fache Ironman-Teilnehmer, Triathlet und Gründer der Stiftung Summits4Hope vor mir. Noch immer ist er völlig überwältigt vom Erfolg des «Flotten Vierer», einer Spenden-Kampagne, die vier Freunde spontan im Januar für seine Stiftung lanciert haben.

«Unser Ziel war es, 24 Kindern ein Jahr lang Schulbildung zu ermöglichen. Dafür benötigen wir pro geruderte Minute 7 Sfr., also etwas mehr als 10’000 Sfr. Mit unserer Aktion haben wir 38’000 Sfr. erzielt, womit nun 90 Kinder ein Jahr lang die Schule besuchen», rechnet Gilbert freudestrahlend vor.

Im Interview erzählt Gilbert Fisch seinen ungewöhnlichen Werdegang und was ihn die Umwege des Lebens gelehrt haben.

Gilbert Fisch VeloWas ist dein Werdegang?

Bis 2001 war ich Teil-Inhaber der erfolgreichsten Dialogmarketingagentur der Schweiz. Wir haben für renommierte Kunden gearbeitet, begehrte Preise gewonnen und auch im europäischen Konzert mitgespielt. Unser Wachstum war so gross, dass wir vor der Herausforderung standen, unsere strategische Ausrichtung neu zu überdenken. Also haben wir an die Publicis verkauft und damit die Integration in deren europäisches Netzwerk erreicht. 2005 schied ich schliesslich aus dem Unternehmen aus.

Was kam danach?

Dann kam eine Zeit, in der ich begann, wie ein Profi-Sportler zu leben. Als Triathlet habe ich die Welt bereist, 14 Mal den Ironman gemacht und mir zum Ziel gesetzt, mit 60 Weltmeister auf Hawaii zu werden. Ich sah das als Sabbatical. Finanziell hatte ich keine Sorgen. Der Lifestyle hat mir gefallen, die Welt gehörte mir, ich war völlig frei in der Gestaltung.

Doch dann habe ich es übertrieben. 2013 bin ich für das Charity Projekt «33-26 Ride for Charity:Water» zwischen Weihnachten und Neujahr mit dem Velo in Australien von Sydney nach Noosa gefahren. 1’300km, 15’000 Höhenmeter bei bis zu 47 Grad Celsius in 6 Tagen. Und dann hat es mich einfach umgenietet. Zurück in der Schweiz hatte ich ein physisches Burnout.

Wie hat sich das bemerkbar gemacht?

Ich kam eines Morgens nicht mehr aus dem Bett. Mein Körper streikte komplett. Erst um 11 Uhr war ich fähig aufzustehen. Ich erinnere mich noch, dass ich einen Abfallsack, der darauf wartete, entsorgt zu werden, erst am späten Nachmittag gegen 17 Uhr runterbringen konnte. Drei Tage später wurde ich depressiv, weil ich mein ganzes Wertesystem verloren hatte. Meine ganze Energie war weg.

Was war dein Ausweg aus dieser Situation?

Mir war klar, der Ausweg ist Erholung. Spaziergänge statt trainieren. Viel Schlaf. Viel Ruhe und mich noch gesünder ernähren. Ich sass in der Zeit auch viel vor dem Fernseher. Und dabei erreichten mich all die Nachrichten von Leid, Hungersnot, Klimawandel und Umweltverschmutzung. Das Universum brachte mir die ganze Katastrophe näher. Ich war zutiefst betroffen von den weltweiten Problemen.

Bis zu dieser Zeit habe ich keine einzige Spende in meinem Leben gemacht. Ich gehörte zur Fraktion «bringt eh nüd». Doch dann wollte ich es anders machen und einen echten Beitrag leisten für eine bessere Welt. Einer der besten Entscheide meines Lebens!

Wie entstand die Stiftung Summits4Hope?

Nachdem ich mich grundsätzlich entschieden hatte, etwas für Kinder zu machen in Bereichen Wasser und Bildung, war die letzte Frage offen, wie ich mich dabei einbringen kann. Leistungssport war keine Option mehr und in den Arbeitsprozess in die Wirtschaft nach 10 Jahren zurückkehren auch nicht. Also ich entschied ich mich, eine Stiftung zu gründen und meine Arbeitskraft einzubringen. Das ermöglicht, dass sämtliche Spenden zu 100% in die Hilfsprojekte gehen.

Du sagst 100% der Gelder fliessen in die Hilfsprojekte? Wie ist das möglich?

Für viele ist das die erste Frage und am Schluss der Hauptgrund, für Projekte von Summits4Hope zu spenden. Zum einen bringe ich nebst meiner Arbeitskraft 50’000 Sfr. Betriebskapital jährlich in die Stiftung ein. Mit diesem Kapital werden alle Betriebskosten bis hin zu den Bankspesen für Spendenzahlungen bezahlt. Zum anderen war mir schnell klar, dass ich einen Partner benötige, der als Bindeglied zwischen mir und den Hilfsprojekten funktioniert. Über einen Freund bin ich schliesslich auf WE CARE 4 in Thalwil und WASSER FÜR WASSER in Luzern gestossen. Bei diesen beiden Organisationen kann ich darauf vertrauen, dass die Gelder nicht in Korruption fliessen oder damit Löhne in der Schweiz bezahlt werden.

Was sind das für Hilfsprojekte?

Für 2022 hat Summits4Hope fünf Projekte zum Ziel: davon zwei Bildungsprojekte, die Kindern in Kenia Schulbildung ermöglichen, dann das «WASH»-Projekt in Mosambik, wo wir an der Primarschule Inhaca Nkalane sturmbedingte Renovationen und den Neubau von gendergerechten Wasser- und Sanitäranlagen mitfinanzieren, sowie zwei Zufluchtsprojekte.

Wie kommen die Spendengelder zusammen?

Ich motiviere Leute, an verschiedenen Lauf- und Radevents mitzumachen, die wie ein Spendenlauf aufgebaut sind. So wie beim Zürimarathon 2016, dem ersten Spendenlauf von Summits4Hope, bei dem alle 52 Läufer mit gelben Wasserkanistern liefen, um so auf die weltweite Wasserkrise aufmerksam zu machen. Es war ein voller Erfolg. Wir haben über 21’000 Sfr. gesammelt und damit den Bau von sechs Wasserprojekten in Äthiopien umgesetzt, mit denen nun 1’300 Menschen mit frischem Wasser versorgt werden. Bis zur Covid-Pandemie sind die Spendeneinnahmen aus diesem Event jedes Jahr gestiegen – bis auf über 100’000 Sfr..

Wichtig ist mir vor allem, dass 100% der Spenden in die Projekte fliessen und dass Nachhaltigkeit grossgeschrieben wird. Das ist mein Versprechen, das ich bis jetzt immer gehalten haben.

Welche Events stehen dieses Jahr an?

Dieses Jahr bestreiten wir vier Radmarathons in der Schweiz, bei denen ich persönlich mitwirke und mitfahre. Ich suche Teilnehmer, die solo oder im Team mitfahren und dafür Sponsoren finden. Die gesammelten Gelder gehen vollumfänglich in die Hilfsprojekte.

Dazu kommen die individuellen Events, die von motivierten Einzelpersonen oder Gruppen gestartet werden, wie der «Flotte Vierer». Grundsätzlich kann jeder seine eigene Spenden-Kampagne bei Summits4Hope lancieren. Dafür versuche ich in der Zukunft auch Firmen zu motivieren.

Danke, lieber Gilbert für deine spannende Geschichte und deine Offenheit.

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