Zürich ist nicht nur eine Stadt der Schokolade, sondern auch ein Dessert-Paradies. Unsere Favoriten gegen den Winterblues.
Caredda: Aragosta
Der ärgste Feind jedes Diätvorsatzes ist im Kreis 5 zu Hause, genauer gesagt an der Josefstrasse 119. Dort füllt die Bäckerei und Konditorei Caredda ihre Auslagen Tag für Tag mit Dutzenden von Aragoste. Das Brandteiggebäck mit Vanillecremefüllung, ein eleganter Verwandter des Schweizer Cremecornets, verursacht beim Verzehr oft eine tüchtige Schweinerei (Puderzucker! Brösmeli!), aber eben auch allerhöchsten Genuss. Die Creme könnte luftiger nicht sein, und man wünscht sich, die Aragosta würde immerzu nachwachsen. Schneidet man das Gebäck mit einem scharfen, gezackten Messer in Ringe, kann man es sogar ohne grössere Krümeleien verspeisen.
Vierlinden: Apfelstrudel
Die Qualität eines Apfelstrudels hängt von vielen Faktoren ab. Am wichtigsten sind der Teig und die Wahl der Äpfel. Der Teig sollte dünn und an einigen Stellen knusprig sein, nicht aber so dünn und durchgehend knusprig, dass man meint, frittierten Brickteig zu essen. Für die Füllung eignen sich einzig säuerliche Äpfel, sonst gerät das Aroma des Strudels zu flach. Diese Kriterien erfüllt in Zürich nur der Wiener Apfelstrudel der Bio-Bäckerei Vierlinden perfekt. Falls es mal keinen Apfelstrudel mehr haben sollte: Himbeer-Quark-Streuselkuchen und Quarkkuchen (der kultivierte Gegenentwurf zum vor Fett und Zucker strotzenden amerikanischen Cheesecake) schmecken ebenfalls exzellent.
Sprüngli: Spitzbuben
Versuchen Sie einmal, ein Tüte mit Sprüngli-Spitzbuben neben sich auf ein Tischlein zu stellen und sie nicht innerhalb einer halben Stunde allesamt aufzuessen. Eine ganz, ganz schwierige Aufgabe ist das! Schön hell gebacken, jedoch in keinster Weise teigig, verdienen diese Könige unter den Weihnachtsguetzli höchstes Lob. Ihr Clou aber ist eine ganz leichte Salzigkeit. Als Konfitüre kommt eine erstklassige Johannisbeer-Himbeer-Marmelade zum Einsatz, die sich nicht zu sehr in den Vordergrund drängt.
Stocker: Aprikosen-Franchipan
Dass die Bäckerei Stocker ihre Aprikosen-Franchipan – eine Art Biskuitkuchen mit halben Aprikosen – immer nur in geringer Stückzahl in den Filialen abliefert, ist eines der grossen kulinarischen Rätsel unserer Zeit. Das Gebäck ist nämlich mit Abstand das köstlichste im Stocker-Sortiment. Trotz der ebenfalls sehr empfehlenswerten Schwedentorte. Der Reiz liegt in der Schlichtheit, der zurückhaltenden Süsse und der Saftigkeit der Aprikosen.
Zeughauskeller: Vermicelles
Hipster und Kulinarik-Snobs mögen sich über diese Empfehlung mokieren. Und doch ist das Vermicelles im zu normalen Zeiten vor allem von Touristen frequentierten Zeughauskeller gleich hinter dem Paradeplatz das beste in ganz Zürich. Das liegt daran, dass es genügend Kirsch enthält und viel Rahm, der dafür sorgt, dass es im Mund schön cremig und nur dezent süss ist. Obendrauf prangt noch eine glasierte Kastanie – was will man mehr?
Lotti: Chilbi im Glas
Was haben Zwetschgenkompott, Magenbrot, Süssmostschaum und gebrannte Mandeln gemeinsam? Sie erinnern uns alle irgendwie an die Kindheit – und ergeben zusammen ein absolut traumhaftes Dessert. Von fruchtig-säuerlich bis nussig-karamellig sind diverse Aromafacetten vertreten, dazu hat die überaus treffend als “Chilbi im Glas” bezeichnete Kreation sowohl knusprige als auch schaumig-cremige Seiten. Möge sie noch ganz lange auf der Karte bleiben!