Die Kunstwerke von Marco Jacconi haben es in sich. Tiefgang, Komplexität, Mystik, bewusste Widersprüche. Der Schweizer Newcomer in der Kunstszene zieht derzeit national wie international die Aufmerksamkeit auf sich und seine Werke aus der Reihe «Shapes of the deep», die bereits in Ausstellungen in New York, Zürich, Mailand, Shanghai/Singapur, Venedig und São Paulo vorgestellt wurden.
Im Interview hat uns Marco Jacconi einen sehr persönlichen Einblick in seine Perspektive und Herangehensweise gegeben.
Wer bist du?
Ich bin in Bern geboren und lebe und arbeite heute als Künstler in Zürich. Ich habe italienische und marokkanische Wurzeln.
Was ist dein Werdegang und wie kamst du zur Kunst?
Kunst spielte in meinem Elternhaus keine grosse Rolle. Doch in der Schule, im Zeichnen meinem Lieblingsfach, entdeckte ich früh meine Begabung und Freude am Gestalten. Für mich hat sich früh herauskristallisiert, dass ich in Richtung Kreativität gehen will. Beruflich war das zunächst nicht einfach umzusetzen. Ich wollte damals eine Grafikdesignausbildung machen, habe aber keine Lehrstelle gefunden. Viel später habe ich eine eigene Grafikdesign-Agentur aufgebaut und das Studium Visuelle Gestaltung nachgeholt.
Wie bist du zum Künstler geworden?
Das Bedürfnis mich künstlerisch auszudrücken, wurde mit der Zeit immer grösser. Ende der 80er Jahre malte ich grosse Acrylbilder im surrealistischen Stil. Anschliessend gründet ich mit meinem damaligen Geschäftspartner Marco Simonetti eine eigene Designagentur. Wir prägten damals die Schweizer Graphic Design- und Digital Art Avantgarde und beeinflussten die hiesige Subkultur. Unsere Arbeiten wurden unter anderem in der Kunsthalle Bern an der Young ART Ausstellung neben Arbeiten von Ugo Rondinone und Sylvie Fleury sowie im Musée de la Communication im Louvre ausgestellt.
Was ist Kunst für dich?
Für mich war es im Endeffekt eine Art «Not», mich künstlerisch auszudrücken. Es gab auch Lebensereignisse, die das Bedürfnis bei mir verstärkt haben. In der Kunst fand ich schon immer Erfüllung und Freiheit. Beim Gestalten eines Bildes ist es mein Ziel, von einer kontrollierten Tätigkeit in einen Zustand tiefer Konzentration zu gelangen. Dabei entsteht etwas völlig Neues. Und dann kommt der Moment, in dem das Werk mich selbst überrascht und ich weiss, dass es vollendet ist.
Woher nimmst du deine Inspiration?
Von überall. Das passiert sehr unbewusst, während ich Dinge im Alltag sehe. Das kann eine schöne Form eines Gegenstands oder eine interessante Farbe in der Natur sein. Auf eine Art speichert sich das alles irgendwo. Die Inspiration kommt auch aus Kunst und Film. Vieles entsteht auch aus meiner eigenen Arbeit heraus. Eine Form inspiriert mich zur nächsten. Eine Disharmonie lässt mich zum Beispiel nach Gleichgewicht suchen.
Haben dich die aktuellen Ereignisse in deiner Kunst beeinflusst?
Die aktuellen Ereignisse haben mich nicht beeinflusst. Meine Kunst ist sehr persönlich. Nicht explizit politisch. Für mich geht es eher um eine Suche nach Mystik und dem Sublimen. Mich interessieren Kontraste, die Spannung erzeugen. Das Brachiale kollidiert mit dem Zarten. Ich bin auf der Suche nach dramatischen Momenten, die nicht kalt lassen. Das Sublime, dass dich erschaudern lässt und gleichzeitig in seiner Schönheit fasziniert.
Wann ist für dich jemand ein Künstler?
Ein Künstler ist für mich jemand, der ein gewisses Talent hat und das Selbstbewusstsein, seinen eigenen Weg zu gehen und dabei seine Leidenschaft zum Ausdruck bringt.
Wer sind deine Lieblingskünstler?
Es gibt viele Künstler die ich bewundere. Eine besondere Faszination habe ich für den italienischen Modernisten Lucio Fontana und den Barockmeister Caravaggio.
Wenn du einen Künstler interviewen könntest, wer wäre das?
Damien Hirst. Ich finde ihn eine sehr interessante und kontroverse Persönlichkeit und würde mich gerne mit ihm über die Hochphase der Young Britisch Artists unterhalten.