Ein Besuch bei einem Weinbauern hatte ich mir schon lange erträumt. Und natürlich sollte es nicht irgendein Weingut sein. Also wartete ich auf die richtige Gelegenheit. Diese bot sich schliesslich in Begleitung des gefragten Weinkenners und NZZ Journalisten Peter Keller, mit dem ich eingeladen war, den Weinbaubetrieb Schwarzenbach in Meilen zu besuchen.
Den Ort gemeinsam mit Peter Keller aufzusuchen – dessen Bericht auf NZZ Bellevue nachzulesen ist – war bereits vielversprechend; doch der Charme der Familie Schwarzenbach und die Qualität der von ihnen hervorgebrachten Weine konnten auch mit hohen Erwartungen mithalten.
Das Familienweingut kann sich sehen lassen kann. Auf einer Fläche von neun Hektar werden rund 25 verschiedene Weine gekeltert, für die die Schwarzenbachs in der Regel jedes Jahr gleich mit mehreren Auszeichnungen prämiert werden.
Bei unserem Besuch und der damit verbundenen Degustation stand der 2016er Jahrgang im Vordergrund, von dem bereits einige Flaschen abgefüllt wurden und zum Verkauf parat stehen. Die Weinkenner nickten sich bei der Verkostung verheissungsvoll zu. Der letztendlich warme Herbst habe alles gerettet. Alain Schwarzenbach, der das Weingut seit 2016 gemeinsam mit seiner Frau Marilen Muff führt, spricht von «Vollertrag» und «gesunden, reifen, homogenen Trauben». Der Räuschling liege in einem tiefen PH-Bereich.
Doch auch ohne besondere Weinkenntnisse, liess sich für mich an den Gesichtern der Connaisseure klar ablesen, der 2016er wird ein guter, wenn nicht sehr guter Jahrgang. Dieser hat offensichtlich auch das Potential für ein paar Jahre im Keller. Den Pinot gut und gern sieben Jahre, den Räuschling vier Jahre, rät uns Senior Hermann «Stikel» Schwarzenbach, der ebenfalls zugegen war.
Persönlich gefallen hat mir vor allem der „Räuschling R3“ sowie die Idee dahinter: 3 Winzer, 3 Böden – 1 Rebsorte, 1 Wein, so das Konzept. Dazu haben sich im 2008 erstmals die drei renommierten Winzer Monica Hasler Bürgi (Weingut Rütihof Ürikon), Eric Lüthi (Lüthi Weinbau Männedorf) und Hermann «Stikel» Schwarzenbach (Schwarzenbach Weinbau Meilen) vom Zürichsee zusammengeschlossen und stellen seither alljährlich den R3 aus der für die Region typischen Rebsorte Räuschling her. Sozusagen als Hommage an den Zürichsee.
Eine Möglichkeit den R3 – und selbstverständlich auch weitere Weine – zu degustieren, bietet sich im übrigen am 1. Mai, dem Tag der offenen Weinkeller. An diesem Tag begrüsst Sie die Familie Schwarzenbach in der «Keller-WG», wie sie ihre Winzergemeinschaft humorvoll nennt.
In der Keller-WG, die sich in den erweiterten Kellerräumlichkeiten des Weingut Schwarzenbach befindet, keltern auch die Winzer Diederik (Weingut Diederik, Küsnacht), Lüthi (Lüthi Weinbau, Männedorf) und Schnorf (Weinbau Schnorf, Uetikon) ihre Weine. „Dabei kommt Einiges an Fachwissen zusammen und natürlich verbindet uns auch die Freundschaft – eben wie in einer WG“, erzählt Marilen und ergänzt: „Spannend ist auch, dass wir mit einer grossen Sortenvielfalt im Prinzip das ganze rechte Züriseeufer abdecken“.
Die Keller-WG veranstaltet auch immer wieder Feierabend-Degustationen in kleinem Rahmen. Eine prima Idee, denke ich und plane insgeheim meinen nächsten Besuch beim Schwarzenbach.