© Blancpain

Marc A. Hayek – Präsident und CEO Blancpain

Wo und mit wem der CEO von Blancpain seine Zeit am liebsten verbringt. 

Auf das Wiedersehen mit Marc A. Hayek freute ich mich wie ein kleines Kind, besser gesagt wie ein hibbeliger Teenager. Als ich jedoch zu rechnen begann, wie lange es her ist, dass Marc und ich als Teenies gemeinsam um die Häuser zogen, verflog meine Unbeschwertheit und mit grossen Schrecken stellte ich fest: Was?! Über dreissig Jahre ist es her, dass ich ihn das letzte Mal getroffen habe. Meine Nerven, wo nur ist die Zeit geblieben?

Gut, dachte ich mir, jetzt hast du wenigstens den Einstieg ins Gespräch auch geklärt. Wobei das zwar fast schon auf der Hand lag, denn mit welcher Frage sollte man sonst ein Interview mit dem Enkel von Nicolas G. Hayek beginnen?

Doch als Marc Hayek plötzlich vor mir auf dem Skype-Bildschirm erschien, fühlte es sich an wie eine Turbo-Zeitmaschine, und ich war wieder der leicht crazy Teenie.

«Cooonnnyyy!» kreischte ich voller Freude in den Bildschirm. «Soo coool, Dich nach all den Jahren wieder zu sehen.» Und huch, dachte ich in derselben Sekunde, so wollte ich doch gar nicht starten, jetzt aber schnell zurück zur Professionalität. «Ui, entschuldige, darf ich Dich denn noch Cony nennen?» Marc Hayek lachte und meinte: «Diesen Namen habe ich wirklich schon sehr lange nicht mehr gehört!»

Es ist ja auch wirklich lange her. 30 Jahre, Zürich, Ende der 80er Jahre. Meine grauen Hirnzellen erinnern sich zwar, als ob es gestern war. Was für eine unvergessliche Zeit, aber auch was für ein Wandel seither bei Dir! Dazumal hast du das Restaurant Colors in der Zürcher Innenstadt eröffnet – und schwupps, gefühlt ein paar Hundertstelsekunden später bist du CEO von Blancpain und sitzt seit einigen Jahren in der Konzernleitung der Swatch Group, wo Deine Mutter Nayla als Präsidentin des Verwaltungsrates und Dein Onkel Nick als Präsident der Konzernleitung und Mitglied des Verwaltungsrates fungieren. Wie erging es Dir bei dieser, nennen wir es mal «Transformation vom Service zu den Komplikationen»?

Ich war bereits vor Colors in der Uhrenindustrie tätig, doch der Abstecher in die Gastronomie war wichtig für mich. Mir gefiel am Colors das Individuelle, das Kleine, das Persönliche, verbunden mit Genuss und hoher Qualität. Wir waren auch dabei, weitere Colors Restaurants in mehreren Schweizer Städten aufzubauen. Als 2000 jedoch die Anfrage kam, bei Blancpain zu arbeiten, konnte ich dieser Chance nicht widerstehen.

Nicht ganz die gleiche Arbeitswelt, oder?

Uhren haben mich schon immer fasziniert, vor allem die Feinmechanik. Das ist etwas, das ich ein bisschen in der Gastronomie vermisste. Doch viele Elemente der Gastronomie findet man auch auf anderen Gebieten immer wieder, egal in welchem Luxusbereich man tätig ist: Der Endkunde steht immer im Zentrum, die Passion für das Edle, das Nicht-Alltägliche verbindet Verkäufer und Käufer. Egal, ob in der Gastronomie oder im Konsumgüterbereich, Emotionen sollten im Vordergrund stehen, und ohne Teamspirit ist dies nicht möglich. Darum sind für mich meine Mitarbeitenden sehr wichtig, um gemeinsam dieses Ziel für den Endkunden zu erreichen.

Apropos Mechanik und Technik: Ich kann mich noch daran erinnern, wie Du mir anfangs der 1990er Jahren erzählt hast, dass man irgendwann mit seiner Uhr im Restaurant auch bezahlen kann. Ganz ehrlich, ich dachte mir damals, bhua… was für eine Fantasie, sowas wird es doch niemals geben können.

MH (lacht) Es hatte einfach seine Zeit gebraucht.

Ist es denn schon möglich, mit einer edlen Blancpain zu bezahlen?

Theoretisch ja, man könnte einen Chip in das Lederband integrieren, doch wenn, dann nur auf Anfrage. Jedoch mit der neuen SwatchPAY kann man bereits kontaktlos bezahlen.

Apropos Aktivitäten. Diese wurden wegen Covid-19 auch stark eingeschränkt. Wie erlebst du diese Zeit?

Physisch sind einige Kontakte zurückgegangen und auch die grossen Events sind weggefallen. Doch es gibt auch positive Seiten. Ich konnte in dieser Zeit meine Kontakte intensiver nutzen. Zum Beispiel so wie wir beide jetzt via Bildschirm. Früher verbrachte ich sehr viel Zeit im Flieger. Der Zeitverlust dabei war enorm. Heute realisiert man hingegen, dass man auch ohne diese zeitintensiven Reisen viel intensiveren Kontakt mit den Händlern und Brandmanager oder den Journalisten pflegen kann, als dies früher der Fall war. Diese Art der Kommunikation denke ich werden wir auch in Zukunft weiterführen, jedoch nicht zu hundert Prozent, denn der persönliche Kontakt mit Menschen ist enorm wichtig und dieser sollte nicht durch Full-Time-Homeoffice komplett ersetzt werden.

Eine Veränderung gab es bei Dir auch in der Sportart. Von lauten und schnellen Autorennen zu ruhigen fliessenden Bewegungen im Meer.

Das Meer und das Tauchen waren schon früher meine grosse Passion. Es hat sich mit der Zeit verstärkt. Beim Motorsport war es wiederum die Begeisterung für die Mechanik. Auch wenn ich noch gerne Töffrennen am Fernsehen verfolge, so bin ich nicht mehr aktiv dabei. Das hat einerseits damit zu tun, dass mir die Zeit dafür fehlt und ich nun auch nicht mehr der Jüngste bin, aber vor allem auch mit der Umweltthematik. Heute habe ich ein ganz anderes Verständnis als früher. Hätten wir früher mehr Aufmerksamkeit der Natur geschenkt, hätten wir heute nicht so viel zu tun. Heute müssen wir Zeichen setzen. Reisen ja, aber bewusster! Auf alles zu verzichten ist praktisch unmöglich, aber reduzierter, gezielter und vernünftiger. Darum bin ich seit einigen Jahren im Verwaltungsrat beim Batteriehersteller Belenos engagiert (Anm. d. R.: Belenos Clean Power Holding AG ist ein Unternehmen der Swatch Group AG, welches die Entwicklung der optimalen Nutzung von Energien, insbesondere von sauberen erneuerbaren Energiequellen zum Ziel hat.). Die Entwicklung von nachhaltigen Energieträgern muss schneller gehen, wir müssen alle dazu beitragen. Auch für die Zukunft unserer Kinder.

Früher Motorsport, Rauchen, Genuss, und heute der Fokus auf Uhren, Technologie und Ökologie. Hat sich auch das Bild des Gentlemans entsprechend verändert?

Das denke ich schon. Für mich ist es eine Frage von Respekt, gegenüber der Welt, den Mitmenschen und der künftigen Generation. Wenn man dieses Bewusstsein nicht in sich trägt, ist es meines Erachtens unelegant und definitiv nicht gentlemanlike.

Nun bin ich auf Deine zehn Lieblingsplätze gespannt! Wo fühlt sich Marc A. Hayek wohl?

Rangiroa Französisch Polynesien. Eine ganz kleine Insel, ziemlich weit weg. Ohne Luxushotel, sondern mit kleinen einfachen Hütten, und dank der schönen Kultur und den wunderbaren Menschen geniessen meine Familie und ich jedes Mal auch unglaublich gutes Essen. Diese Kombination von Natur, Einfachheit, Herzlichkeit und Tauchparadies gehört zu meinen absoluten Lieblingsorten. Wenig Menschen und trotzdem viel menschliche Nähe durch diese wunderschöne Herzlichkeit.

Les Diablerets, Waadtland. Meinen Lieblings-Skiort habe ich in Diablerets gefunden. Ich brauche keine mondänen Ski-Resorts, sondern Gegenden, die durch Qualität und Natur bestechen. Es ist nahe und ich kann da sehr gut abschalten.

GenferseeIch lebe in Cully am Lac Leman, umgeben von Rebbergen. Das ist eine wunderschöne Ecke in der Schweiz. Ein wunderbarer Ersatz zum Meer.

SkandinavienEine Gegend, die ich für mich entdeckt habe. Die Natur, die Mitternachtssonne und dieser Kontrast vom Meer zum Hochgebirge fasziniert mich in Norwegen besonders.

Restaurant Sushi No Midori, Tokio. Auch wenn ich lieber in der Natur weile, ist ein Zwischenstopp in einer grossen Stadt wie Tokio auch immer wieder mal spannend. Und hier isst man definitiv das beste Sushi der Welt.

Hôtel de Ville, Crissier. Diese Art von Gastronomie ist für mich persönlich ein grosses Erlebnis. Dazumal noch bei Philippe Rochat, und heute bei Franck Giovannini. Aus beiden Gastgebern wurden Freunde.

L’Auberge de la Cergniaulaz, Montreux. Das beste Wildessen in der Schweiz. Schlichtweg fantastisch. Frühzeitig reservieren!

Kudadoo Private Island. Lhaviyani Atoll, Malediven. Ein Traumziel, um nicht nur abzutauchen, sondern auch mal abzuschalten.

Le Pont de Brent, zwischen Vevey und Montreux. Sensationelle und doch unkomplizierte Küche. Keine lange Zwölfgang-Menüs, daher auch sehr zu empfehlen für ein Mittagessen.

Stadt Zürich. Zu den Top 10 gehört ganz klar Zürich. Die kleinste Grossstadt der Welt. Leider bin ich mittlerweile zu wenig in dieser schönen Stadt, in der ich es liebe, allein durch die Gassen zu spazieren.

Dein Onkel Nick Hayek ist der Patron von Swatch. Entre nous, wo siehst du dich in nächster Zukunft? Wirst du der Nachfolger?

Die Swatch Group ist im Prestige-Segment sehr stark gewachsen. Ich kümmere mich um den ganzen Luxusbereich der Gruppe. Blancpain ist mein hauptoperatives Geschäft, dazu kommen auch noch die Marken Breguet, Jaquet Droz, Glashütte Original oder Harry Winston, zudem wie erwähnt Belenos. Ich bin also mehr als gut beschäftigt (lacht). Wichtig ist mir auch meine Familie. Ich geniesse jeden Moment mit meinem elfjährigen Sohn. Wir sind viel zusammen unterwegs. Er taucht wie ich unglaublich gerne. Diese Zeit mit ihm ist für mich das Wichtigste.

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