Es gibt viele Architektinnen und Architekten in der Schweiz, jedoch wenige, die einem bestehenden Haus mit unermesslicher Hingabe, einen neuen «Massanzug» verpassen und so ein faszinierendes, neues Heim entstehen lassen. Ein solcher «architektonischer Massschneider» ist der Winterthurer Architekt Dominic Schmid, der bereits im zarten Alter von 11 Jahren wusste, dass er den Beruf des Architekten ausüben möchte. Sein Talent fiel auch seinem Primarlehrer auf, der ihn im Bastelunterricht entsprechend förderte. So bekam Dominic jeweils die Aufgaben, für seine Schulkameraden ganze Modellbauten und Wanderkarten anzufertigen.
Später, nach seinem Architekturstudium im schönen Basel, arbeitete Dominic Schmid zunächst bei verschiedenen namhaften Architekten, bis er 2006 schliesslich sein eigenes Architekturbüro in Winterthur gründete.
Seine besondere Passion und Spezialität, ältere bestehende Häuser nach den Wünschen seiner Kundschaft massgeschneidert umzubauen und in die Moderne zu überführen, zeigt sich beispielhaft an zwei seiner zahlreichen Umbauprojekte der letzten Jahre.
Neerach – Sanft die 70er Jahre aufleben lassen
Für die Renovation respektive den Umbau eines klassischen 70er-Jahre Wohnhauses schwebten ihm zwei Varianten vor: Entweder die 70er Jahre wieder aufleben lassen, mit vielen Farben und unterschiedlichen Materialien. Oder Ruhe einkehren lassen, auf Farben weitestgehend zu verzichten, und dezidiert den Umbau anzugehen. Dem Wunsch der Bauherrschaft entsprach Letzteres. Dominic Schmid setzte dies mit den gewählten Materialien Stein und Eichenholz so um, dass die Anlehnung an die 70-er Jahre bewusst erhalten blieb. Ein Steinboden und Türen-, Wand- und Schrankverkleidungen aus Holz ziehen sich als roter Faden durch das gesamte Haus, vom Eingangsbereich bis zur Ablagefläche im Bad. Ebenso finden sich im ganzen Haus aus Glas und Chromstahl angefertigte Zylinder-Leuchten in verschiedenen Varianten. So entstand das «neue Kleid» des Hauses.
Auch bei der Konzeption der Küche wurde bis ins Detail auf die Kundenwünsche eingegangen, so zum Beispiel ein massgeschneidertes Extrafach für Kochbücher integriert. Überhaupt ist für Dominic Schmid die Küche ein ganz zentraler und wichtiger Ort; ein Ort der Geselligkeit und Begegnung. Daher geht er bei der Küchenausgestaltung besonders auf seine Kunden ein. Statt einfach eine Fertigeinbauküche vorzuschlagen, klärt er im Gespräch mit den Kunden ihre Bedürfnisse, Anforderungen und Wünsche eingehend. Welchen Stellenwert hat das Kochen für die Kundschaft? Wird zu zweit gekocht? Und wie oft wird gekocht? Diese Erkenntnisse sind für Dominic wichtig, um eine massgeschneiderte Raumgestaltung zu entwickeln. Die Kunden sollen sich bewusstwerden, dass sie ihr Heim ganz nach ihren persönlichen Wünschen definieren und schliesslich realisieren dürfen. So wird der Wohlfühleffekt möglich.
Auch an einem weiteren zentralen Ort im Haus, dem Bad, war die Berücksichtigung der Wünsche der künftigen Bewohnerinnen und Bewohner entscheidend. Wie gross soll die Wanne oder die Dusche sein? Braucht es eine Sitzgelegenheit in der Dusche? Wie viele Personen sollen in der Badewanne Platz finden? Vermeintlich banale Fragen? Keineswegs. All dies sind wichtige Einzelheiten, die Dominic bei seinen Kunden verstehen will. Besonders wichtig sind ihm die Abläufe und Gewohnheiten der Bewohner im Haus, die Schnittstellen und Übergänge der Räume, beispielsweise bei der Kombination von Ankleide, Bade- und Schlafzimmer. Oftmals führt der Weg zuerst ins Schlafzimmer, um an die Ankleide oder ins Bad zu gelangen. Bis man dann ins Bett gleitet, ist die Partnerin oder der Partner womöglich schon fünf Mal erwacht, weil man sich hin und her durch die Räume bewegt. Ein Haus sollte nicht nur elegant, sondern auch funktional gebaut werden, lautet deshalb Dominic’s Credo. Das dies auch für ein ehemaliges Bauernhaus möglich ist, zeigt das nachfolgende zweite Projektbeispiel eines weiteren massgeschneiderten Umbaus.
Frauenfeld – Bauernhaus mit Überraschungseffekt
Wer sich dem ehemaligen Bauernhaus nähert, nimmt an der Fassade keine Veränderungen wahr, da ganz bewusst von innen nach aussen gebaut wurde. Beim Eintreten trifft man auf ein überraschend helles, geschmacksvolles Interieur, dessen alter Charme bewusst beibehalten wurde. Ein edler Lärchenboden in Kombination mit hellen Steinböden lassen das Haus besonders elegant erscheinen. Hier ist die Liebe zum Detail merklich spürbar. Elemente mit Kassettendecken und Täferwänden finden sich ebenfalls in der Möblierung wieder, sei es beim Garderobenschrank oder bei einer Bank, die einladend im Eingang steht. Ebenso sind die Schubladengriffe in der Küche farblich harmonisch auf die Armaturen abgestimmt. Sogar der Griff der Kaffeemaschine wurde ausgewechselt und den übrigen angepasst. Nichts wurde dem Zufall überlassen.
Es ist massgebend, erklärt Dominic, mit den richtigen Unternehmen und Handwerkern zusammen zu arbeiten; mit solchen, die gleichermassen Wert auf Details legen und deren Arbeit sich entsprechend perfekt integrieren lässt. Im vorliegenden Fall zeigt sich dies etwa im Bad: Wasserhähne wie Steckdosen sind präzise in der Achse der Platten eingebaut. Auf das Lichtkonzept wurde bei diesem Umbau ebenfalls viel Wert gelegt. Das Licht der Deckenspots streuen nicht, sondern leuchten, ohne die Bewohner zu blenden.
Seine Philosophie vom «massgeschneiderten Anzug» bringt der passionierte Architekt wie folgt auf den Punkt:
«Ein Jackett braucht keine farbige Naht zu haben, um aufzufallen. Eine gekonnt zurückhaltende Materialisierung und Formgebung unterstreichen die wahre Qualität, die oftmals erst auf den zweiten Blick begeistert. Die Liebe zum Überraschenden oder zu einem neu entdeckten Detail, wirkt nachhaltiger.»
Wer sich ein Bild seiner Sichtweise und Häuser machen will, die von ihm neu «eingekleidet» wurden, dem empfehlen wir einen Blick auf die «architektonischen Massanzüge» von Dominic Schmid zu werfen.