Gion Mathias Cavelty, Wahl-Schwamendinger, Art-Brut-Sammler, Neo-Halter eines mexikanischen Nackthundes und Verfasser von mittlerweile neun Romanen, sah sich kürzlich gezwungen, ein weiteres Buch auf die Menschheit loszulassen. Der Titel: «Lucifer».
Weshalb denn das? Wollte er mit seinem im Jahr 2000 erschienenen Roman «Endlich Nichtleser – die beste Methode, mit dem Lesen endlich aufzuhören» nicht genau dieser Menschheit das Lesen abgewöhnen?
«Doch, doch, absolut richtig», bestätigt er, «Meine Bücher darf man allerdings weiterhin lesen, einfach die Bücher aller anderen Schriftsteller nicht.»
Worum geht es in «Lucifer» nach Meinung des Autors?
«Das Buch ist im Kern eine Satire über die Freimaurer», führt Cavelty aus, der dem Geheimbund vor zwölf Jahren selbst beigetreten ist. Und zwar mit dem Ziel, «Gott auf die Schliche zu kommen».
Gott werde in der Freimaurerei der Allmächtige Baumeister aller Welten genannt, was schon viel von seiner wahren Natur verrate. Die Bezeichnung klinge nach seelenlosem Handwerker, der seine Schöpfung nach Fertigstellung sich selbst überlassen hat.
Die Figur des Lucifer, was auf Deutsch Lichtbringer bedeutet, sei da viel spannender. Letzten Endes könne sich der Wahrheits- und Lichtsucher aber nur selbst das Licht erteilen (Anm. d. Red.: Die Lichterteilung ist der wichtigste Teil des freimaurerischen Aufnahmerituals).
Bis in den 32. Grad des sogenannten Alten und Angenommenen Schottischen Ritus ist Cavelty mittlerweile aufgestiegen, 33 Grade dieses freimaurerischen Hochgradsystems gibt es insgesamt. «Meister des königlichen Geheimnisses» kann er sich nun nennen.
Wird dieses königliche Geheimnis im Buch gelüftet?
Ja, versichert Cavelty, aber man müsse dafür zwischen den Zeilen lesen, dort, wo es schön weiss und hell sei. Die Wörter und Sätze würden nur ablenken.
Wie sind bis jetzt die Reaktionen von anderen Freimaurern ausgefallen?
Angeblich hervorragend – Humor sei für die Selbsterkenntnis ein wesentliches Element, so der Autor. Allerdings könne auch jederzeit ein Strick in seinem Briefkasten liegen. Das freimaurerische Signal, dass der Adressat sich besser von der irdischen Ebene verabschieden solle.
Ist das ernst gemeint? Wie häufig im Gespräch wird nicht ganz klar, was Cavelty satirisch meint und was nicht.
Auch mit seiner Bemerkung, der Kauf von «Lucifer» lohne sich in jedem Fall, denn man könne das Gold der Lettern, die auf der Titelseite der gebundenen Ausgabe prangen, leicht abkratzen – der Gegenwert entspräche im Minimum dem Kaufpreis.
«Ich würde also gleich ein paar ‹Lucifers› für Weihnachten kaufen», rät der Autor. Das meint er todernst.