Fünf Weine, die man einmal im Leben getrunken haben sollte

Weniger als 100 Franken pro Flasche und trotzdem ein Wein, der ein Gänsehaut-Gefühl auslöst: Das sind fünf Beispiele, die man mindestens einmal im Leben geniessen sollte. Sie kommen aus fünf verschiedenen Ländern.

Jemand hat kürzlich eine interessante Frage gestellt: Welche Weine sollte man einmal im Leben getrunken haben? Ich nehme die Einsendung gleich zum Anlass, meine fünf diesbezüglichen Favoriten vorzustellen. Mit einer kleinen Einschränkung: Sie dürfen nicht mehr als 100 Franken je Flasche kosten. Die Auswahl fällt erwartungsgemäss nicht leicht, denn weltweit wird aus naheliegenden Gründen eine Reihe von Gewächsen produziert, die in diese Liste gehören müssten.

Diese hätte ich wahrscheinlich mit französischen Crus füllen können, nach wie vor die Referenz in der Weinwelt. Aber auch in anderen Ländern findet man glücklicherweise grosse, erinnerungswürdige Preziosen, die ein Gänsehaut-Gefühl bewirken. Neben der herausragenden Qualität spielen indessen weitere Faktoren eine wichtige Rolle für den subjektiven Entscheid: Bei welcher Gelegenheit ist der Wein genossen worden? Mit wem? Kennt man den Rebberg, den Winzer, die Winzerin?, eine solche Trouvaille zu geniessen.

Das sind fünf Weine, die zu suchen sich auf jeden Fall lohnt:

Château Léoville-Barton, Bordeaux: Der sehr zuverlässige 2ième Grand Cru classé aus dem St.-Julien ist seit Jahrzehnten ein sehr bewährter, grossartiger Wein, der nie oder selten enttäuscht. Kraft gepaart mit Eleganz und Tiefgründigkeit macht ihn zu einer langlebigen Delikatesse der Extraklasse. Cabernet Sauvignon ist in dieser Assemblage dominierend. Er ist wie viele der berühmten Bordeauxweine teuer geworden, aber gewisse Jahrgänge kosten weniger als 100 Franken.

Boca, Le Piane, Piemont: Die Appellation Boca im Nordpiemont hat wenig Glamour, war aber einst das bedeutendste Anbaugebiet der Region. Diesen Schatz wieder gehoben hat der Schweizer Christoph Künzli, der das Weingut Le Piane zu neuem Glanz geführt hat. Die Edelsorte Nebbiolo ergibt hier finessenreiche, mineralische Weine mit einem phänomenalen Lagerpotenzial. Einmal sollte man sich den Spitzenwein Boca, der neben Nebbiolo einen kleinen Anteil an Vespolina enthält – gönnen, lieber zweimal.

Pinot noir, Weingut Daniel und Martha Gantenbein, Bündner Herrschaft: Nun ja, es handelt sich um den bekanntesten und gefragtesten Rotwein der Schweiz. Das Duo aus Fläsch arbeitet vom Rebberg bis zum Keller kompromisslos, um einen herausragenden, burgundisch anmutenden Pinot noir (und Chardonnay) zu keltern. Die Preise klettern munter in die Höhe. Wenn man den Wein bei der offiziellen Lancierung kaufen kann, bleibt der Preis knapp zweistellig. Grosses Wein-Kino aus einheimischem Schaffen und der Beweis dafür, was hierzulande alles möglich ist.

Riesling Hermannshöhle GG, Weingut Dönnhoff, Nahe: Aus dem facettenreichen Riesling können Weltklasse-Weissweine produziert werden, wie dieses Beispiel des Spitzenguts Dönnhoff aus der Region Nahe beweist. Das trockene, komplexe, stets geheimnisvolle Grosse Gewächs aus der besten Lage dieses Gebiets betört durch Geschmacksfülle, Frische, Konzentration, Mineralität und einen sehr langen Nachhall. Phänomenales Reifepotenzial über Jahrzehnte. Mein Lieblings-Riesling aus Deutschland.

Chardonnay Art Series, Leeuwin Estate, Australien: Grosse weisse Burgunder aus Chardonnay kosten ein Vermögen. Eine überaus attraktive Alternative aus dem australischen Margaret River ist dieser Ausnahmewein: atemberaubend duftig, trocken, dicht, aber nicht opulent, tiefgründig, langhaltender Abgang mit salzigem Finale, langlebig. Dieses Chardonnay eines Spitzenweinguts illustriert eindrücklich, dass auch die Neue Welt elegante Crus produzieren kann.

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