Thomas Reinshagen ist ein grosser Liebhaber und Sammler von zeitgenössischer Kunst, Fotografie und Uhren. Ende letzten Jahres hat sich der ehemalige Chef von Sotheby’s Zürich selbständig gemacht.
Thomas Reinshagen war Manager und Geschäftsleitungsmitglied bei Nespresso, Lancaster, Christ und Pandora Jewelry. Dann zog es ihn in seinen Worten «von den fast moving consumer products in nachhaltigere, substanziell wertvollere Bereiche». Die letzten Jahre hatte er die Leitung der Zürcher Dependance für Sotheby’s Schweiz inne. Nun geht er noch einen Schritt weiter aus der «Comfort Zone» und agiert als unabhängiger Berater für Kunst- und Luxusgüter. Im Interview sprachen wir mit ihm über Kunst, seine neue Selbständigkeit und seine zehn Lieblingsorte.
Aus Praktikabilitätsgründen verabredeten wir uns bei ihm zu Hause – Thomas Reinshagen wohnt keine 200 Meter von mir entfernt. Man hätte es erwarten können, hier verbirgt sich eine vielseitige und sehr persönliche Kunstsammlung, die ihm den idealen Einstieg in unser Gespräch bot. Ein kleiner Rundgang und mir sind seine Lieblinge bekannt: Ian Davenport, Bridget Riley, Sam Francis, Dieter Hall und der Fotograf René Groebli. Nebenbei erfuhr ich, dass sein Interesse für die Kunst nicht von ungefähr kommt. Seine Mutter war bereits «Fachfrau im Kunstbusiness und gründete vor über 35 Jahren Christie’s in Zürich. Wir hatten oft inspirierende Künstler bei uns zu Hause sitzen, so auch Ugo Rondinone, Robert Motherwell und Helen Frankenthaler», erinnert er sich. «Das hat mich stark beeinflusst und ist vermutlich der Grund dafür, warum ich mich immer mehr darin vertiefte.»
Doch Reinshagen beschäftigt sich nicht nur mit Kunst. Er ist sehr vielseitig und bestens informiert, was ihm auch bei Sotheby’s bereits einen Vorteil brachte. Nicht zuletzt wurden durch sein Involvement fünf Cryptopunks, die zu den ersten NFTs überhaupt zählen, bei Sotheby’s in London versteigert. Heute hat er Patek Philippe Uhren, Tiffany-Lampen, eine Porsche-Kollektion, Weine und gar Immobilien in Konstanz und auf Mallorca in peto.
Seine Kenntnisse aus dem Luxusgüterbereich über Uhren, Schmuck und Sportwagen erlauben ihm, Kunden auch in dieser Hinsicht zu beraten. «Ein/e Käufer/in, der/die sich mit dem Künstler David Hockney befasst, ist oft der gleiche, der sich im Cross Selling auch für eine Wein- oder Schmucksammlung interessieren kann», erklärt er. Ähnlich sei das mit seinem Netzwerk. Auch da sei er nicht ausschliesslich mit Kunstexperten im Austausch, sondern habe beste, langjährige Kontakte im fiduziarischen Bereich zu Anwälten und Treuhändern wie Family Offices. Die brauche es eben meist auch, wenn Verkäufe von Kunst- und Luxusgütern aufgrund der «Vier D’s» (debt, divorce, diversification, death) initiiert werden.
In diesen Situationen zu unterstützen und die passenden Leute zusammenzubringen, das ist seine Leidenschaft, wenn er nicht gerade an einem seiner 10 Lieblingsorte verweilt.
10 Lieblingsorte von Thomas Reinshagen
An jeder Ausstellung in der Fondation Beyeler Riehen. Immer wieder inspirierende, magistral kuratierte Top-Ausstellungen in einer wunderschönen Umgebung. Man kann hier die Seele baumeln lassen und einfach nur staunen, was die Kunstwelt alles bietet.
Zum Z’Nacht im Restaurant Conti. Für mich eines der besten italienischen Restaurants in Zürich. Kulinarischer Hochgenuss, tolles Ambiente und ein wunderbares Team, das alle Wünsche liest, machen jeden Abend zu einem schönen Erlebnis.
In den Langlaufloipen von Davos. Ein idyllischer Ort und dank klassischem Langlauf in sicheren Bahnen. Die Natur, frische Luft und aktiver Sport sind Elixier für ein unbeschreibliches Glücksgefühl.
Im Piemont. Hier ist der Mix von liebevollen Menschen, eindrücklicher Natur und kulinarischem Genuss einfach einmalig. Vor allem während der Trüffel-Saison für mich jedes Jahr ein Must.
Im Musik-Atelier meines Saxophon-Lehrers. Auch wenn ich nicht der beste Schüler bin, so ist dieser Ort mit meinem Lehrer wohltuend. Das Atelier bietet schönste, wohltuende Akustik.

In London im Covent Garden. Einmalige Wochenendausflüge mit meiner Tochter in dieser Gegend sind mir unvergesslich. Die Strassenmusikanten, das Entdecken neuer Läden und ein Pint Guinness erfreuen mich jedesmal.
Im Zolliker Wald. Hier bin ich fast täglich mit meinem Bike (ganz ehrlich: E-Bike…) unterwegs. Ein Ort zum Abschalten, umgeben von Bäumen und Vögelgezwitscher, das wie Balsam wirkt, und oft menschenleer ist.
Auf Mallorca im Golfclub Alcanada. Hier mit meinen Freunden ein Golf-Wochenende zu verbringen, ist eines meiner jährlichen Highlights. Die Meeresluft, das Grün der Natur und die gemeinsamen Momente machen glücklich.
An Uhren- und Schmuck-Messen. Mein Beruf bringt mich oft an diese Messen. Man entdeckt Innovationen, kreatives Wirken und darf spannende Menschen kennenlernen.
An Auktionen. Auch wenn immer seltener, an live Auktionen geht mein Puls immer schneller. Vor allem, wenn ich für mich oder meinen Kunden bieten kann. Die Stimmung und Spannung sind ein toller Mix. Und der finale Klang des fallenden Hammers des Auktionators unbeschreiblich.