Als der Zürcher Caterer und Gastronom Chris Gretener mit zwei Partnern zusammen das traditionelle, geschichtsträchtige und über 200-jährige Restaurant „Oepfelchammer“ am Zürcher Rindermarkt 12 im Februar 2019 übernahm, hätte er wohl nicht damit gerechnet, dass nicht die berühmt-berüchtigte „Balkenprobe“ in der hauseigenen „Weinstube Oeli“ ihm Kopfschmerzen bereiten würde, sondern genau ein Jahr danach ein Virus, das die ganze Welt lahmlegt.
Doch der umtriebige Zürcher Gastronom liess den Kopf nicht hängen. Im Oktober letzten Jahres, als sich die nächste Welle der Pandemie abzeichnete, dachten er und seine Partner Thomas Trautweiler und Bendicht Stuber darüber nach, welche kulinarische Alternative sich bei einem erneuten Lockdown mitten im Winter bieten würde. Eine „coole“ Idee war schnell gefunden: Suppenjackpot – Heisse Suppen für kalte Tage!
Acht verschiedene würzige, hausgemachte Suppen, die aus regionalen Produkten zusammengebrüht werden, können aktuell online bestellt oder unter anderem direkt in der Oepfelchammer am Stand vor dem ehrwürdigen Haus im Zürcher Niederdorf gekauft werden. Online-Bestellungen werden werktags bis 10 Uhr entgegengenommen und am Folgetag ausgeliefert, sogar schweizweit. Chris Gretener strahlt, als er erzählt, wie die Nachbarn und Bewohner des Dörflis die Suppen direkt bei ihnen persönlich abholen kommen.
„Das bringt uns trotz Abstand näher, und ein persönlicher Schwatz hier und da erwärmt nicht nur den Magen, sondern auch das Herz.“ Auch für seine Mitarbeitenden sei der persönliche Kontakt zu den Kunden enorm wichtig, besonders in dieser schwierigen Zeit. „Es freut uns sehr, zu sehen, dass die Stammkunden uns treu geblieben sind und wir die Gäste wenigsten mit abwechslungsreichen Fleisch- und vegetarischen Suppen und einer veganen Variante aus Blumenkohl und Kohlrabi verwöhnen können.“
1’800 Liter Suppenspende für Obdachlose
Neben den feinen, abwechslungsreichen heissen Suppen wird auch noch eine herzerwärmende Geschichte aufgetischt. Ein Zunft-Freund von Chris Gretener überraschte ihn und das Suppenjackpot-Team eines Tages mit einer unglaublich rührenden und nicht alltäglichen Bestellung. Greteners Freund gab dem Küchenteam den Dauerauftrag, jeden Abend Suppen an die Winternotschlafstelle „Iglu“ der Stiftung Pfarrer Sieber auszuliefern, damit die Obdachlosen vor dem Zubettgehen jeweils eine warme Suppe erhalten. Dieser Auftrag solle so lange ausgeführt werden, bis Suppenjackpot im Frühling und während dem warmen Halbjahr die Suppenküche wieder schliesst. Etwa 1’800 Liter Suppe werden für diesen wunderschönen karitativen Auftrag gekocht und ausgeliefert. So wird nicht nur den Bedürftigen geholfen, sondern auch dem Catering-Team, das wie viele andere Gastrounternehmen stark unter Corona leidet. Eine wunderbare Geste.
Ich werde mir nun auch einen genussvollen „Griff“ in den „Suppenjackpot“ genehmigen. Und ich freue mich mit jedem Schlürf der feinen Suppe auf die Zeit, in der wir hoffentlich schon bald wieder vor Ort in der gemütlichen, renovierten Oepfelchammer, wo sich schon seit 1802 ganz Zürich trifft, gemeinsam unter anderem „Züpas“ (Züri-Tapas) oder ein typisches Zürich-Gericht aus dem Jahr 1904 und erstklassige Weine geniessen können.
Anekdote am Rande: Letztere sagten einem der Stammgäste – dem grossen Schriftsteller Gottfried Keller – angeblich dermassen zu, dass er seinen Amtsantritt als Zürcher Stadtschreiber verschlief, weil er in der „Oeli“ bis tief in die Nacht seinen Becher füllte.
Und dann werde ich, gestärkt und voller Tatendrang, einen erneuten Versuch in Angriff nehmen – beim ersten vor vielen Jahren misslang mir dieser gewaltig und schmerzvoll –, um mich über den berüchtigten Balken in der Weinstube Oeli zu schwingen, ohne diesmal meinen „Näggel“ am Allerheiligsten der Oepfelchammer anzuschlagen!
Suppenjackpot online bestellen und liefern lassen oder an den verschiedenen Verkaufstandorten abholen.