St. Moritz Gourmet Festival. Alan Geaam. Kronenhof

St. Moritz Gourmet Festival – Eine kulinarische Reise, die man so schnell nicht vergisst

St. Moritz zeigte sich in diesen Tagen von seiner mondänen Seite. White Turf, Bob, Skeleton & Para Sport Weltmeisterschaften wie auch das St. Moritz Gourmet Festival zogen zahlreise Gäste ins Engadin. Für uns stand dabei der Besuch des Gourmet Festival im Zentrum und erwies sich als eine äusserst lohnende, kulinarische Reise.

Nicht immer gab es ein Thema am Gourmet Festival in St. Moritz, doch dieses Jahr drehte sich alles um «Middle Eastern Cuisine». Ein Trend, der unter anderem durch die Veröffentlichung des Kult-Kochbuchs «Jerusalem» von Yotam Ottolenghi und Sami Tamimi lanciert wurde. Letzterer war denn auch persönlich als einer der zehn Starköche in St. Moritz zugegen, wobei unser Besuch dem Pariser Sternekoch Alan Geaam und Athanasios Kargatzidis galt, dessen Restaurant «Baron» in Beirut zu einem der 50 besten Restaurants in MENA gekürt wurde.

Den Auftakt bildete für uns Alan Geeam im Grand Hotel Kronenhof in Pontresina – der Grande Dame, wie das denkmalgeschützte Luxushotel auch genannt wird. Das Fünf-Stern-Hotel im neobarocken Baustil ist wahrlich eine Sonderklasse im Luxussegment. Stuckornamente, Deckenmalereien, Pianoklänge, Kaminfeuer und die luxuriöse Neugestaltung durch den preisgekrönten französischen Innenarchitekten Pierre-Yves Rochon erzeugen eine Atmosphäre, die weltweit ihres Gleichen sucht.

Alan Geaam
Alan Geaam, Foto: © Yacine Sadik

Für unser Gourmet Dinner bei Alan Geeam nahmen wir im angegliederten Gourmet Restaurant Kronenstübli Platz, das in der Region für hervorragende französische Kochkunst und Fine Dining bekannt ist. Für Alan Geaam ist es der erste Abend am Gourmet Festival und in St. Moritz bzw. der Schweiz überhaupt, wie ich in einem persönlichen Gespräch mit ihm erfuhr, in dem er auch aus seiner Vergangenheit erzählte. Alan Geaam hat eine äusserst berührende und eindrückliche Geschichte als Flüchtling aus dem Libanon, der über Amerika nach Paris kam, wo er zeitenweise als Clochard und Tellerwäscher lebte, der sich die französische Kochkunst mangels Alternativen autodidaktisch beibrachte. Die libanesischen Einflüsse in seiner Küche kamen erst Jahre später hinzu und brachten ihm völlig unerwartet einen Michelin Stern.

Alan Geaam. Kronenstübli. St. Moritz Gourmet Festival
Humus / Pinienkerne / Kichererbsensalat by Alan Geaam (Kronenstübli Pontresina)

Doch zurück zu unserem Abend, der die seltene Gelegenheit bot, in den Genuss der finessenreichen Küche Geaam’s zu kommen. Der Blick auf die Karte zeigte sich bereits vielversprechend. Ein sechsgängiges Menü, bestehend aus einem Amouse bouche (Labneh Hörnchen mit schwarzem Périgord Trüffel), Hummus, einem mit einer Granatapfelmelasse lackierten Tintenfisch, Kabeljaufilet mit Venere Reis an einer Tajinesauce, einer während sieben Stunden kandierten Lammkeule, Mouhalabieh (eine libanesische Dessertcreme) und Baklava neu interpretiert mit Apfel und Datteln, zu dem sich eine entsprechende Weinbegleitung bot. Für uns ereignete sich damit ein Abend voller aussergewöhnlicher genussvoller Momente. Das Essen war absolut hervorragend und zugleich ein wahrer Augenschmaus. Merci beaucoup, Monsieur Geaam, C’était formidable!

Den folgenden Tag verbrachten wir, wie soll es anders sein, mit einem Spaziergang durch’s Dorf. In St. Moritz reiht sich bekanntermassen Luxusboutique aller grossen Weltmarken an Luxusboutique. Unser Augenmerk fiel allerdings auf zwei Locations, die es so nur hier gibt: Den «Super Mountain Market» und «Bündnertuch». Das Projekt «Super Mountain Market» versteht sich als «eine Plattform für innovative Makers und Creators», worunter aktuell La Flor, Odur und ganz neu Extreme Cashmere ausgestellt waren. Ebenso lohnend empfanden wir unseren Besuch bei «Bündnertuch« bzw. der Inhaberin Heidi Kopp. In ihrer «Capsule», wie sie ihr Atelier selbst bezeichnet, stehen Handwerk und Tradition – übersetzt in die heutige Zeit – im Mittelpunkt. Ob Anzug oder Uniform, für Bergführer oder Hotellerie, – hier wird das traditionelle Bündnertuch, wie anno dazumal in der Tuchfabrik Trun, lebendig und erlebt ein zeitgemässes Comeback.

Wir hätten ewig bei Heidi Kopp verweilen können, doch war es an der Zeit, sich auf den Gourmet Abend bei Athanasios Kargatzidis vorzubereiten. Nur kurze Zeit später und wenige Gehminuten von unserem Hotel entfernt, tauchten wir im Kulm Country Club in eine Welt von Tausendundeiner Nacht. Geheimnisvolle Klänge auf einem Saz gespielt, orientalische Dekoration und die Vorfreude auf ein Sechs-Gang-Gourmet-Dinner des Top-Chefs aus Libanon zogen uns sofort in seinen Bann.

Athanasios Kargatzidis
Athanasios Kargatzidis, Foto: © Myriam Bouls

Athanasios Kargatzidis oder «Chef Tommy», wie der Spitzenkoch in Insiderkreisen genannt wird, wuchs zunächst in Kanada auf und studierte am renommierten Dubrulle Culinary Institute in Vancouver. Seine kulinarische Handschrift entwickelte er auf Reisen durch die ganze Welt. Bekannt ist er für eine moderne Fusion-Küche, in der er immer wieder Bezüge zu seinen griechischen Wurzeln herstellt. Sein Restaurant «Baron» in Beirut wurde letztes Jahr von den «World’s 50 Best Restaurants» als «Best Restaurant in Lebanon 2022» ausgezeichnet. Aufgrund der aktuell schwierigen Lage des Landes, verweilt Athanasios Kargatzidis derzeit jedoch mehrheitlich im Costa Fria in Ericeria (Portugal).

St. Moritz Gourmet Festival. Athanasios Kargatzidis. Kulm Country Club
Blumenkohl / Behaart gewürzt / eingelegte Walnüsse / Granatapfel Dibs Rumman / Rose Pedal by Athanasios Kargatzidis (Kulm Country Club)

Für uns ins Engadin mitgebracht hat er – nebst seinem unerschöpflichen Enthusiasmus – ein grossartiges Menü voller Gaumenfreuden. Angefangen von einem (1) Humus mit Krabbe und Garnelen unter dem Deckel eines Taboon (Fladenbrot), einer (2) Aubergine, (3) Eryngii (Kräuterseitling) mit Trüffel an einer indischen Gewürzmischung, (4) Blumenkohl an Baharat (einer Gewürzmischung aus dem arabischen Raum), Granatapfelkernen und Rosenblütenblättern und einer (5) Lammkeule sowie einem abschliessenden (6) gedämpften Dattelkuchen. Ein absolutes Wow-Erlebnis – gespickt mit vielfältigen Aromen, kreativer Vielseitigkeit und innovativen Einflüssen –, das uns ebenso begeistert wie Kargatzidis’ authentische und grosse Leidenschaft für das Kochen.

Schlussendlich war jeder Abend für sich eine kulinarische Reise, die wir so schnell nicht vergessen werden. Ebenso wenig, wie unseren Aufenthalt im Badrutt’s Palace Hotel, wo wir nächtigten. Aber das ist eine andere Geschichte.

St. Moritz Gourmet Festival

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