Im Ravioli-Himmel
Seit 1955 ist das Interieur der Casa Ferlin praktisch unverändert, und es würde einen nicht wundern, wenn an einem Nebentisch die Stars jener Epoche sässen. Ebenso verschont vom Zahn der Zeit wie das mit Gründungsjahr 1907 älteste italienische Restaurant der Stadt Zürich. Die hauchdünnen, stets frisch zubereiteten Ravioli mit Fleisch- oder Spinat-Ricotta-Füllung sind das unbestrittene Paradegericht der Ferlin-Küche, sie alleine hätten schon einen Michelin-Stern verdient. Doch auch sonst bietet die Karte Beglückendes. Einen Scampi-Cocktail und Tagliatelle mit Hummer zum Beispiel – oder eine herrlich altmodische, perfekt abgeschmeckte Geflügelcrème zum Beispiel, die unterstreicht, welch Verbrechen Tütensuppen sind. Ein weiteres ganz grosses Plus der Casa Ferlin ist die Service-Brigade in den ikonischen roten Jacketts. Aufmerksamer und charmanter wird man wohl nirgendwo bedient. Und die Herren beherrschen die hohe Kunst des Flambierens, verfeinern so Kalbsnieren oder Crêpes Suzette vor den Gästen am Tisch. Raucherinnen und Raucher werden sich über das Fumoir freuen.
Casa Ferlin
Stampfenbachstrasse 38
8006 Zürich
Pizza hinter den Geleisen
Das Rosso an der Hardbrücke ist mit seinen 17 Jahren noch nicht einmal volljährig und doch schon ein Klassiker unter den italienischen Restaurants der Stadt. Das liegt zum einen an der einzigartigen Lokalität, einer alten Industriehalle mit Blick auf die nahen Bahngeleise, und zum anderen an der schnörkellosen Küche. Das legendäre Apéroplättli, das stets mit exzellentem Käse, Salumi und Eingemachtem bestückt war, ist leider nicht mehr zu haben, dafür gibt es nun drei Antipasti in kleinen Portionen, die sich wunderbar als Einstieg ins Essen eignen. Die meisten Gäste bestellen sich danach eine Pizza aus dem Holzofen, der zusammen mit dem Cheminée das Herzstück des Lokals bildet. Darf es etwas luxuriöser sein, empfiehlt sich die grossartige Bistecca Fiorentina, die hier wie in Italien schön rare gebraten auf den Tisch kommt. Die Behauptung, der Service im Rosso neige zur Arroganz, hält sich hartnäckig, hat mit der Realität aber nicht viel zu tun. Für zappelige Kinder und alle anderen, die sich bei Tisch trotz der vorzüglichen Küche langweilen, steht auf halbem Weg zum WC ein Töggelitisch.
Rosso
Geroldstrasse 31
8005 Zürich
Wie bei Freunden
Wer im Il Giglio hinter dem Hallwylplatz zu Tisch sitzt, fühlt sich mehr wie bei Freunden, die aussergewöhnlich gut kochen, als in einem Restaurant. Ein richtiger Familienbetrieb also! Vito Giglio steht in der Küche, seine Frau Patrizia kümmert sich um den Service und die Desserts. Neben den Klassikern des Hauses – unbedingt die Ravioli mit Brasato und die panierten Lammkoteletts ohne Kochen probieren! – steht mittags ein Dreigänger für 55 Franken und abends ein Viergänger für 89 Franken zur Auswahl. Für einen Betrieb dieser Klasse mehr als fair. Die Gerichte sind allesamt geradlinig und basieren auf ausgezeichneten Produkten. Der Chef weiss, dass weniger oft mehr ist, serviert nicht zuletzt die Fische so naturbelassen wie möglich. Salz, Pfeffer, Zitronensaft und Olivenöl, mehr braucht es nicht. Gäbe es nur mehr solcher Adressen!
Il Giglio
Weberstrasse 14
8004 Zürich