«Der Engadine Golf Club ist alles andere als verstaubt und elitär.» So viel zu meinem Fazit nach drei Tagen im Engadin während des «St. Moritz Celebrity Golf Cup». Im Interview sprach ich mit Ramun Ratti, dem Geschäftsführer des renommierten Clubs, über seine Anfänge als Golfer, über die schönsten Momente im Golfer-Dasein und über das Besondere des «St. Moritz Celebrity Golf Cup». Und natürlich hat er mir auch seine ganz persönlichen Lieblingsorte verraten.
Ramun, du bist Geschäftsführer des «Engadine Golf Clubs». Wie kam es dazu?
Ich bin hier in der Gegend aufgewachsen; in Madulain, dem kleinsten Dorf im Engadin. Meine Eltern waren Landwirte. Zuhause und in den ersten Jahren in der Schule sprachen wir romanisch. Deutsch, auch Schweizerdeutsch ist für mich im Grunde genommen eine Fremdsprache.
Zu Golf kam ich über Umwege. Ich besuchte das Lyceum Alpinum Zuoz, merkte aber bald, dass ich nicht studieren wollte und absolvierte deshalb eine kaufmännische Lehre bei der Gemeinde Pontresina und anschliessend beim Kur- und Verkehrsverein in Pontresina. Danach konnte ich bereits in jungen Jahren als Geschäftsführer beim Kur- und Verkehrsverein Zuoz anfangen. Das war in der Zeit, als der Golfplatz in Zuoz gebaut wurde, und so kam ich erstmals mit dem Thema Golf und auch ein wenig mit dem Spiel in Verbindung. In dieser Zeit lernte ich auch einen Mitarbeitenden des Golfplatzarchitekten kennen. Wir wurden Freunde und er bot mir an, mit ihm nach Kanada zu gehen, um dort einen Golfplatz zu bauen. Die Idee gefiel mir sofort – ich ging mit.
Ein Jahr später lief mein Visum ab und es hiess zurück in die Schweiz. Ich war dann zunächst für die Skischule in Celerina tätig und half im Sommer als Dachdecker. Hauptsache draussen war mein Credo. Noch in Kanada schwor ich mir, nie mehr im Büro zu arbeiten. Doch es kam anders: Als mir mein Vorgänger Daniel Schaltegger die Stelle als Geschäftsführer vom Engadine Golf Club anbot, sagte ich umgehend zu.
Das sind nun immerhin sechs Jahre. Was waren die bewegendsten Momente in dieser Zeit?
Ich habe in diesen Jahren sehr viel erlebt. Es gab traurige, lustige, komische und schöne Momente. Ganz furchtbar war für uns der Todesfall eines Mitarbeiters auf dem Platz im vergangenen Jahr – für alle Beteiligten ein grosser Schock.
Einer der schönsten Momente war sicherlich der St. Moritz Celebrity Golf Cup in 2019. Die Stimmung und der Spirit waren einmalig. Um eine kleine Anekdote zu erzählen: Howard Carpendale, der deutsch-südafrikanische Schlagersänger, war eingeladen und spielte mit. Nach der zweiten Runde ging er zurück ins Hotel. Dort schrieb er kurzerhand ein Lied, das er am Abend des Gala-Diners zum Besten gab. Der Text brachte es auf den Punkt: «sports unites». Ein Moment, in dem alle Gänsehaut bekamen. Mir kamen dabei fast die Tränen.
Vom 26. bis 28. Juli 2022 hostet der «Engadine Golf Club» zum zweiten Mal den «St. Moritz Celebrity Golf Cup». Was ist das für ein Turnier?
Der St. Moritz Celebrity Golf Cup ist ein Charity Event gemeinsam mit dem European Ryder Cup Developement Trust, bei dem amerikanische und europäische Prominente gemeinsam mit Amateuren im Team nach dem Vorbild des Ryder Cup gegeneinander antreten. (Der Ryder Cup ist neben den 4 Majors einer der grössten Anlässe im Golf weltweit, bei dem alle zwei Jahre die 12 besten Europäer gegen die 12 besten U.S. Amerikaner antreten.)
Die ersten beiden Male fand der Celebrity Golf Cup in Monaco statt. Dann hatte Reto Bodmer, einer unserer Club-Mitglieder, die Idee, St. Moritz für den Celebrity Cup als weiteren Austragungsort vorzuschlagen. Nun findet das Turnier abwechselnd in Monaco und St. Moritz statt. Der Erlös aus einer Auktion kommt dabei dem Ryder Cup European Development Trust (RCEDT) zugute, der dieses Jahr aus gegebenem Anlass die Klitschko Foundation begünstigt.
Die Auktion war auch in diesem Jahr ein voller Erfolg und brachte über 100’000 Euro ein. Nebst signiertem Ronaldo-Trikot, einer Original-Zeichnung von Keith Chapman (dem Creator von Paw Petrol und Bob der Baumeister) und vielen weiteren attraktiven Angeboten versteigerte Wladimir Klitschko ein Essen mit sich und hielt eine beeindruckende Ansprache, die am Gala-Abend live eingespielt wurde.
Was unterscheidet den «St. Moritz Celebrity Golf Cup» von anderen Golfturnieren?
Die Leute, die kommen, sorgen einfach für eine fantastische Stimmung. Dieses und letztes Jahr waren viele Celebrities aus dem Sport dabei. Darunter Jerry King (PGA Director of Instruction), Seth Joyner (former American football linebacker in the National Football League), Simon Shaw (englischer Rugby-Union-Spieler), Ian Randall (Vorstandschef PGA Europe), Max and Thom Evans (beide Rugby-Union Player, letzterer auch der Partner von Nicole Scherzinger), Pascal Zuberbühler (eh. Goalie Schweizer Nati), Diego Forlán (uruguayischer Profifussballmanager und ehemaliger Stürmer) und Sheila Lee-Gut (achtfache Schweizer Meisterin im Golf).
Bereits bei unserem ersten Event in 2019 war der Zusammenhalt unter den Spielern und der Spirit, der sich daraus ergab, einfach phänomenal. Ganz zu schweigen von der ausgelassenen Stimmung, insbesondere bei der Barbecue Party. Eine Dame meinte gestern zu mir, sie habe ihren Mann noch nie so frei gesehen. Das ist für mich das grösste Kompliment. Dann haben wir alles richtig gemacht.
Nebst der Stimmung bekommen wir auch viel positives Feedback für unsere beiden Golfplätze in Samedan und Zuoz-Madulain. Golfen auf 1700 Meter über Meer mit der Aussicht auf die Alpen: Das ist besonders. Ich erinnere mich noch, wie der NFL Quarterback Derek Anderson (Handicap Null) beim Celebrity Cup im 2019 in Zuoz beim Loch Nr. 4 plötzlich stehenblieb, auf den Inn hinunterschaute und zu mir meinte «You guys live in paradise!»
Golf wird oft als elitäre, geschlossene Gesellschaft angesehen. Wie steht der «Engadine Golf Club» dazu?
In St. Moritz ist Golf nicht elitär. Wir sind der älteste Golfclub der Schweiz und pflegen eine offene Kultur. Bei uns ist jeder willkommen, der Interesse hat. Im Übrigen sind wir der Meinung, dass gerade eine gute Durchmischung der richtige Weg ist. Bei uns spielen der Bauer und der einheimische Garagist aus dem Dorf gemeinsam mit Herrn und Frau Ringier.
Hast du uns noch einen Tipp zum Thema Golf?
Oft höre ich Leute, die sagen, dass sie mit dem Golf anfangen wollen, wenn sie pensioniert sind. Mein Ratschlag wäre, so früh wie möglich zu beginnen. Jung lernt es sicher leichter – auch im Golfsport.
Verrätst du uns noch deine Lieblingsorte?
- Bei meiner Familie – egal wo wir sind, wenn wir zusammen sind, fühle und bin ich zufrieden.
- Maiensäss / Acala, mein Rückzugs- und Kraftort zugleich.
- Engadin – womöglich gibt es für mich kein schöneres Fleckchen Erde auf dieser Welt, mein Zuhause, ‹I just love it› und ich fühle mich gesegnet, hier aufgewachsen sein zu dürfen. Im Winter und im Sommer ein Paradies.
- Stockholm im Sommer – grossartige Stadt, tolle Landschaft, zum Geniessen.
- Restaurant Central Samedan – dieses familiengeführte Restaurant mit den hausgemachten Ravioli, ein absoluter Hit.
- Bro Hof Golf Slott – als Golfspieler zählt diese Golfanlage zu den Beeindruckendsten.