Ich tue hier künftig ungeniert und unzensiert meine Meinung kund. Womit wir auch schon beim aktuellen Thema dieser Kolumne sind: Die Meinung. Die gute, alte, freie Meinungsäusserung!
Wie schön und wertvoll, dass wir sie in unserem Land anwenden dürfen. Ihr wisst, aktuell mehr denn je, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist.
Und von diesem unseren Privileg wird ja auch rege Gebrauch gemacht!
Zu allem und jedem wird dringend und unbedingt der eigene Senf dazu gegeben. Die Kommentarspalten unter den Online-Zeitungsartikeln sind oft länger als der vorausgehende Text. Die Inhalte sind haarsträubend.
Das gleiche Bild auf Social Media: Anderer Leute Fotos und Texte werden nicht nur angesehen, es wird natürlich auch sofort seine Meinung dazu abgegeben.
Und es wird nicht nur reagiert: Ungefragt und aus Eigeninitiative postet manch einer seine Meinung zur Weltlage, zur Innenpolitik, zur Pandemie, aber auch seine Meinung über Menschen wie Politiker oder Prominente, die gerade von sich reden machen.
So weit, so gut.
Ich habe gelernt zu akzeptieren, dass Kommentieren ein Volkssport geworden ist. Vor allem, seit man sich physisch hinter Worten im Internet verstecken kann. Die Menschen glauben offenbar, dass es wichtig ist, was sie zu den jeweiligen Themen zu sagen haben. Wichtig für die anderen, notabene, denn sie selber kennen ja ihre eigene Meinung schon.
Und dabei regt mich Folgendes fürchterlich auf: Ok. Es sind gleich mehrere Sachen, die mich aufregen. Aber Folgendes am allermeisten:
Ja, jeder hat ein Recht auf seine eigene Meinung. Aber keiner hat ein Recht auf seine eigenen Fakten! Das ist ein himmelweiter Unterschied!! Man kann nicht einfach behaupten, was nicht wahr ist, und sich dann auf die Meinungsfreiheit berufen! Fakten sind Fakten, Meinungen sind Haltungen zu den jeweiligen Fakten. Das ist doch nicht so schwierig zu unterscheiden, gopferteli!
Und dann regt mich auf, wie unhöflich und rücksichtslos so viele Menschen sind! Ihr könnt doch nicht einfach online lospoltern, andere verbal verletzen und nötigen, und dann einfach schreiben, das sei nun mal eure Meinung! Das wäre, als ob ich im Coop an der Kasse dem armen Typen, der dort meine Ware scannt, einfach sage, dass sein Gesicht Scheisse aussieht. Und wenn er sich dann über mich beschwert (vollkommen zu Recht), sage ich einfach, TJA, DAS IST ABER MEINE MEINUNG!
So eine Meinung interessiert einfach keinen. So eine Meinung könnt ihr tief verschlossen in euren kranken Köpfen lassen. Oder um es mit einem Zitat aus «Bambi» zu sagen: Wenn du nichts Nettes zu sagen hast, halt einfach deinen Mund.
Das wäre eigentlich ein schönes Schlusswort. Aber ich habe noch etwas Nettes zu sagen.
Lasst uns mit unseren Meinungen andere unterstützen! Kommentiert, wenn euch etwas gefällt! Und wenn ihr negativ sein müsst, dann weil ihr ein böses Statement nicht gelten lässt und andere in Schutz nehmen könnt. Oder kommentiert, wenn ihr einen bereichernden Aspekt hinzuzufügen habt. Und sonst lasst es doch einfach sein. Ihr bleibt wichtig, auch wenn eure Meinung nicht zu allem und jedem deponiert wurde.
Ich denke auch viel Schlechtes. Wer tut das schon nicht. Ist schon übel genug, dass das passiert, auf keinen Fall sollte man diesen Gedankenmüll dann auch noch über andere Menschen ergiessen!
Worte sind gross. Worte haben Wirkung. Sie sollten mit Bedacht eingesetzt werden.
Die lauteste Meinung hatte schon öfters mal nicht die leiseste Ahnung.