Eine atemberaubende Location, exzellente Köche und inspirierende Filme: Das Erfolgsrezept des Genuss-Film-Festivals in Zug basiert auf drei Säulen.
Der Appetit kommt beim Essen, sagt man. Am Genuss Film Festival Zug verhält er sich aber ein wenig anders und schaut schon während den sorgfältig ausgesuchten kulinarischen Filmen im Kino vorbei. So auch am 17. September dieses Jahres anlässlich der Soirée Truffe mit dem ebenso berührenden wie amüsanten und informativen Film «The Truffle Hunters» und einem von der Zentralschweizer Koch-Legende Armin Amrein zubereiteten Dinner, in dem Trüffel natürlich nicht fehlen durften. «Die Verbindung von Kino und Kulinarik hat mich einst an der Berlinale begeistert, umso glücklicher war ich natürlich, als ich vor sieben Jahren das Okay aus Berlin bekam, diese Idee hier in meiner Heimatstadt Zug umzusetzen», sagt Festivaldirektor Matthias Luchsinger, der in diesem Herbst neben Amrein unter anderem Stefan Heilemann, den «Gault Millau»-Koch des Jahres 2021, in den Genuss-Pavillon am Zugersee locken konnte.
Amrein hüllte die Zuger Altstadt schon Stunden vor dem Dinner in duftenden Rauch. Für seinen Hauptgang, ein Kalbsfilet mit Sellerie, Asche und Holzkohle, setzte der Davoser Heu in Brand. Und auch sonst hatte das Menü einige Überraschungen zu bieten. Zum Rauchlachs gab es einen Schaum mit Yuzu und Bergamotte, zur Entenleberterrine neben der traditionellen Brioche grünen Apfel, Amaretti und einen Bittermandel-Puder, der nicht nur mit seinem prägnanten Aroma punktete, sondern auch mit einem wunderbaren Kribbeln im Mund.
Geraffelter Trüffel in Hülle und Fülle begleitete das Bio-Stundenei mit Wurzelspinat und einer geschmeidigen Creme aus Quarantina-Bianca-Kartoffeln. Statt aus der Region um Alba, wo der Film spielte, stammte er aus Schweizer Wäldern. «In der Welt der Getränke entspricht dieser Burgundertrüffel einem eleganten Weisswein, der weisse Albatrüffel einem Grappa», erklärte der als Talkgast geladene Thurgauer Trüffelexperte Hermann Grünig, der sich zusammen mit seinem Hund selbst regelmässig auf die Jagd nach den kostbaren Knollen macht. Allerdings nur noch in der Schweiz, da im Piemont der Konkurrenzkampf unter den Trüffelsuchern so gross ist, dass manche von ihnen Giftköder auslegen, um die Hunde der Rivalen auszuschalten.
Trüffelexperte Grünig führte überdies aus, dass mehr Trüffel nicht automatisch grösseren Genuss bedeute. «Gerade beim weissen Albatrüffel kann es schnell einmal zu intensiv werden. Wir haben es hier mit einem extrem intensiven Aroma zu tun.» Wer einmal im italienischen Dreisternerestaurant Da Vittorio in Brusaporto bei Bergamo das grosse Trüffelmenü gegessen hat, kann diese Argumentation gut nachvollziehen. Findet man den Duft der Knollen zu Beginn des Abends noch hinreissend, ist man schliesslich froh, ihnen im Dessert nicht noch einmal zu begegnen.
Apropos Desserts: jenes von Armin Amrein in Zug ist ein Paradebeispiel dafür, dass die Qualität viel mit dem Verzicht auf unnötigen Zucker zu tun hat. Sowohl die gebrannte Creme mit Passionsfrucht als auch die Schokoladenglace übten sich dankenswerterweise in nobler Zurückhaltung, was die Süsse anbelangt. So kamen die Eigenaromen viel besser zur Geltung. Und eines noch: Die Location des Genuss-Pavillons direkt über dem See ist schlicht hinreissend. Kein Wunder, sind die Tickets stets sehr schnell vergriffen.