Nach sieben spannenden Talks auf Clubhouse zum Thema «Sich neu erfinden in Zeiten von Corona» wagen mein Co-Moderator Peter Jauch und ich es, ein Fazit zu ziehen. Sieben Wochen lang hatten wir jeden Donnerstag um 17 Uhr einen offenen Talk mit prominenten Gästen, die uns ihre ganz persönlichen Geschichten aus der Krise erzählt haben. Geschichten, die uns gezeigt haben, dass die Krise auch eine Chance sein kann.
Remy Fabrikant, Matthias Luchsinger und Jessica Mor-Camenzind
In unserem ersten Talk mit Remy Fabrikant, dem allseits bekannten Zürcher Werber und Initiator von was-mach-ich-jetzt.ch, war immer wieder die Rede davon, dass es vor allem Kreativität und Mut braucht in dieser Zeit. Im Übrigen rief Remy jüngst auch eine neue Podcast–Serie ins Leben, in der er Gespräche mit Unternehmern, Künstlern und Persönlichkeiten führt, die mit Kreativität die Welt um sich herum verändern. Es lohnt sich da reinzuhören.
Matthias Luchsinger, über den wir an anderer Stelle als «Trusted Man» bereits berichteten, stellte uns sein Projekt «Chef’s Homeoffice» vor, mit dem er Schweizer Starköchen seit dem ersten Lockdown eine Plattform bietet. Was zunächst mit virtuellen Gastro-Talks aus dem Homeoffice mit namhaften Spitzenköchen begann, führte später zu einem e-commerce Projekt mit kulinarischen Boxen, die er mit den Sterneköchen gemeinsam zusammengestellt hat und nach wie vor über Chef’s Homeoffice bezogen werden können.
Jessica Mor-Camenzind, unsere neue Autorin, musste ihre Lebanese Cooking School Mezze a gogo, die sie mit grosser Leidenschaft aufbaute und führte, zumindest für den Moment einstellen. Nach dem Motto «vom Kochlöffel zur Füllfeder» zeigt sie uns, dass neue Wege da entstehen, wo man sie geht.
Claudio Zuccolini und Chris Gretener
Eine Woche später hatten wir den möglicherweise most entertaining Talk mit dem zweifachen Gewinner des Swiss Comedy Award Claudio Zuccolini und Chris Gretener, dem Inhaber des Zürcher Restaurant Oepfelchammer und Initiator von Suppenjackpot, über den wir bereits an anderer Stelle berichtet haben.
Marco Gasser und Gian Grundböck
Ein wenig wieder auf den Boden der Tatsachen zurück gebracht hat uns der Austausch mit Marco Gasser, Managing Director bei 20 Minuten Advertising, dessen Verantwortungsgefühl gegenüber seinen Mitarbeitern im Homeoffice stark zu spüren war. Trotz massiver Umsatzeinbussen bei den Werbeeinnahmen gibt er alles, dass die Stellen weiterhin erhalten bleiben können und das Zusammengehörigkeitsgefühl in seinem Team nicht verloren geht.
Dagegen erheiternd war die Story von Gian Grundböck, Co-Founder der Gin-Marke Deux Frères, der zu Beginn der Krise kurzerhand auf die Produktion von Desinfektionsmitteln umstellte und damit sehr spontan und flexibel auf konkrete Bedürfnisse reagierte.
Alex Flach
Einen Blick in die nahe Zukunft wagte Alex Flach, PR-Fachmann aus dem Nachtleben, der nach dem Lockdown nicht mit Verunsicherung, sondern vielmehr mit einem grossen Nachholbedürfnis und entsprechenden Partys und Orgien rechnet. Wir sind gespannt. Warten wir es ab …
Stefan Heilemann und Alexander Curiger
Einen Lichtblick bereits jetzt verschafft uns Stefan Heilemann, Gault Millau Koch des Jahres 2021, der – wie auch Stefan Jäckel seit zwei Wochen – Luxus-Fingerfood im Take Away anbietet. Für ihn ist klar, «wer jetzt nicht weitermacht, tut sich später schwer wieder aufzustehen».
Eher sachlich sieht Alexander Curiger, Inhaber von drinks.ch, die Situation. Die Krise fordert sein Unternehmen mehr als man auf den ersten Blick annehmen würde, da die Gastronomie üblicherweise sein Hauptabnehmer ist. Viele kleine Päckchen können auch zum Erfolg führen – wenngleich das mit einigen Umstellungen verbunden ist. Nichtsdestotrotz befindet er sich weiterhin auf Expansionskurs.
Boris Simm und Julia Faulhaber
Eine ebenso auf Expansion ausgerichtete Perspektive aus Deutschland und der Hotellerie bot uns Boris Simm, Geschäftsleitungsmitglied bei Ruby Hotels. Möglich sei das, weil Ruby über sehr effiziente Kostenstrukturen verfügt und die Krise als Chance nutzen möchte. Flexibilität spielt überhaupt in vielen Bereichen bei Ruby eine grosse Rolle. So sind die Mitarbeiter bei Ruby auch nicht einfach «nur» Kellner oder Rezeptionist, sondern fähig, dem Gast in verschiedenen Belangen zu betreuen und weiterzuhelfen.
Von einem ganz anderen Ansatz erzählt uns Marketingfachfrau Julia Faulhaber, Inhaberin von Faulhaber Marketing Services. Schweizer Hoteliers, die mit ihr zusammenarbeiten, versuchen die neuen Bedürfnisse ihrer Gäste, durch die Ausweitung ihres Angebots mit noch individuelleren Erlebnissen zu adressieren. Allen voran das Maiensässhotel Guarda Val, das unter dem Titel «Limitless» seinen Gästen einzigartige Erfahrungen anbietet wie beispielsweise eine Sternenwanderung, Wildtierbeobachtung oder einen Kochkurs am offenen Feuer mit einem Sternekoch.
Amit Shama-Levaillant und Fabian Gysling
Von Anfang an gut aufgestellt war Amit Shama-Levaillant, der mit Kai Sushi nebst Restaurants an drei Standorten in Zürich, bereits in der Vergangenheit alle nötigen Prozesse für einen hauseigenen Lieferservice implementiert hatte. Doch darauf mag er sich nicht ausruhen. Für ihn heisst es jetzt: «Taking Home Entertainment to the next level». «Einfach Essen nach Hause liefern, das können wir schon. Doch jetzt geht es uns darum, auch zu sozialisieren.» Als nächstes möchte er sog. Kitchen Partys veranstalten, bei denen das Essen nach Hause geliefert wird, aber auch virtuell Unterhaltung geboten wird. Ein erster Pilot, bei dem Peter und ich dabei waren, hat gezeigt, dass dies ein voller Erfolg sein kann – aber auch Überraschungen braucht.
Ebenfalls nach Hause liefert Fabian Gysling, Mitbegründer von Mikks. Üblicherweise als Partner der Gastronomie «alle Zutaten für frische Drinks in einer Flasche» (bis auf den Alkohol). Doch seit dem ersten Lockdown etabliert sich Mikks zunehmend auch beim Endkonsumenten. Das war eine Umstellung, aber «geht nicht, gibt’s nicht» bei Fabian. Ganz neu sind er und seine Partner deshalb auch mit «Cheers in a Box» am Start und liefern alles, was es braucht für einen Online Apéro oder ein Dankeschön an Kunden oder Mitarbeiter.